Hepatitis-B-Infektion

Praxis-Depesche 8/2005

Vorbeugen ist sicherer als therapieren

Infektionen mit dem Hepatitis-B-Virus sind ein globales Gesundheitsproblem: etwa 400 Millionen Menschen sind weltweit betroffen, mit 500 000 Todesfällen jährlich. Deshalb sind Prävention und optimale Behandlung besonders wichtig.

Zur Prävention gibt es mehrere Strategien. Wichtigste Maßnahme ist die Impfung. So müssen Hochrisikogruppen wie Medizinpersonal geimpft werden. Bestimmte Gruppen bilden allerdings einen schlechteren Impfschutz aus: Personen über 40 Jahren, Fettleibige, chronisch Niereninsuffiziente, Hämodialyse-Patienten, Transplantat-Empfänger und Immunsupprimierte. Die Hepatitis-B-Vakzinen (rekombinante verdrängen immer mehr die aus Plasma gewonnenen) sind sehr sicher. Man verabreicht sie in drei Dosen (0, 1 und 6 Monate) zu je 20 µg für Erwachsene und 10 µg für Kinder. Die Immunität hält vermutlich ein Leben lang, mindestens jedoch 15 Jahre. Das Chronifizierungs-Risiko ist bei Kindern viel höher als bei Erwachsenen. Zur Verhütung einer vertikalen Transmission von Müttern auf das Neugeborene gibt man neben der Impfung zusätzlich Hepatitis-B-Immunglobulin. Dieses dient auch der Postexpositionsprophylaxe bei Viruskontakt von Ungeimpften, die dann gleichzeitig die aktive Vakzine erhalten (vier Dosen). Auch HB-Patienten mit transplantierter Leber kann lebenslange HBIg-Gabe teilweise Schutz bieten. Schützen kann auch Lamivudin allein oder kombiniert mit IgG. Adefovir erscheint vielversprechend. Patienten mit akuter Hepatitis B benötigen keine Therapie; bei fulminantem Leberversagen ist eine Transplantation zu erwägen. Bei chronischer Hepatitis B muss man differenzieren. Für Träger des HbsAg mit inaktiver Hepatitis genügen GPT-Bestimmung alle sechs bis zwölf Monate und Leberzell-CA-Screening (Ultraschall und AFP) alle zwei Jahre. Die Therapie der chronischen Hepatitis B mit aktiver Virusreplikation (HbeAg-positiv oder -negativ) hängt von der Höhe der GPT ab; bei normalen Werten wird beobachtet und regelmäßig gescreent, bei erhöhten Spiegeln behandelt man mit Interferon oder Lamivudin. HbeAg-Negative sprechen schlechter an. Die kompensierte Leberzirrhose wird ebenfalls mit Interferon oder Lamivudin therapiert; bei dekompensierter Zirrhose gibt man Lamivudin und strebt eine Transplantation an. Adefovir, ein Nukleotid-Analogon des Deoxy-AMP, ist derzeit Mittel der Wahl bei Lamivudin-behandelten Patienten, bei denen sich eine YMDD-Mutation entwickelt hat, die mit Lamivudin-Resistenz einher geht. (EH)

Quelle: Beeching, NJ: Hepatitis B infections, Zeitschrift: BRITISH MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 329 (2004), Seiten: 1059-1060: , Zeitschrift: , Ausgabe ()

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x