Chronische Nierenerkrankung

Praxis-Depesche 11/2022

Vorsicht mit harnsäuresenkenden Therapien zur Prävention

Ob und inwiefern eine Therapie zur Senkung der Harnsäure das Auftreten und Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung (CKD) beeinflusst, wurde retrospektiv an einer Kohorte US-amerikanischer Veteranen untersucht – mit überraschenden Resultaten, die die anfängliche Hypothese widerlegten.
In die Studie wurden 269.651 Patient:innen eingeschlossen, davon 94 % Männer, bei denen im Zeitraum von Oktober 2004 bis September 2006 eine geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) von 60 ml / min/1,73 m2 oder mehr nachgewiesen worden war. Im Rahmen der Studie wurde deren klinischer Verlauf bis 2019 weiter verfolgt. Als wichtige Outcome- Parameter galten ein Absinken der eGFR unter 60 ml / min/1,73 m2, eine beginnende Albuminurie und eine terminale Niereninsuffizienz.
Bei fast 11 % der Patient:innen wurde während des Beobachtungszeitraums eine harnsäuresenkende Therapie, vorwiegend unter Einsatz von Allopurinol, begonnen. Wider Erwarten war eine solche Therapie mit einem höheren Risiko für eine eGFR < 60 ml / min/1,73 m2 und dem Auftreten einer Albuminurie, jedoch nicht mit terminaler Niereninsuffizienz assoziiert.
Subgruppenanalysen zeigten, dass eine derartige Assoziation vor allem bei Patient: innen mit Harnsäurespiegeln von 8 mg / dl oder weniger zu Beginn der Therapie zu beobachten war. Somit half die Senkung der Harnsäurespiegel nicht, eine neu auftretende CKD zu verhindern. Ohne weitere Studien und den Nachweis des Nutzens einer harnsäuresenkenden Therapie ist eine solche aus Sicht der Autor:innen als Präventionsmaßnahme von chronischen Nierenerkrankungen aktuell nicht zu rechtfertigen. GH
Quelle: Hassan W et al.: Association of uric acid-lowering therapy with incident chronic kidney disease. JAMA Netw Open 2022; 5(6): e2215878
ICD-Codes: N18.9

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