80th Scientific Sessions der ADA

Praxis-Depesche 7-8/2020

Wöchentliche Medikation und Kardioprotektion

Die 80th Scientific Sessions der ADA (American Diabetes Society) konnten in diesem Jahr nur im virtuellen Raum stattfinden. Fast alle geplanten Sessions wurden im Rahmen von Videokonferenzen durchgeführt. Im Fokus standen unter anderem das einmal wöchentlich zu verabreichende Insulin icodec und die Studien zu den kardiovaskulären Outcomes bei der Diabetes-Therapie.
Die Bedeutung der TiR (Time in range) bei der Diabetesbehandlung rückte bei den ADA-Sessions in den Fokus. Diese „Zeit im Zielbereich“ soll mehr als 70 % betragen, um dem HbA1c-Wert dauerhaft zu regulieren. Hier kann auch die Pumpentherapie eine Rolle spielen, so die Experten, vor allem die automatische Abgabe von kleinen Boli. Studien zeigten, dass in diesem Fall eine kurze Wirkdauer des Insulins (ca. 2 Stunden) mit der höchsten Rate der TiR assoziiert ist.
 
Einmal wöchentliches Basalinsulin icodec mit einmal täglichem Insulin glargin 100 E/ml vergleichbar.
Ein Highlight des virtuellen ADA-Kongresses waren die positiven Ergebnisse der Phase- II-Studie von Rosenstock e t a l. ( Abstract 238-OR) zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit von einmal wöchentlichen (Insulin icodec) im Vergleich zu einmal täglichen Insulininjektionen (Insulin glargin 100 E/ml) bei Patienten mit Typ-2-Diabetes (T2D). Insulin icodec als lang wirksames basales Insulinanalogon hat eine Halbwertszeit von 196 Stunden und erreicht eine kontinuierliche langsame Senkung des Blutzuckerwerts über die Woche.
Ziel der 26-wöchigen randomisierten, doppelblinden Studie mit 247 Patienten mit T2D (mittleres Alter: 59,6 Jahre) war es, die Wirksamkeit und Sicherheit von Insulin icodec mit Insulin glargin 100 E/ml bei Insulin-naiven Erwachsenen, deren Blutzuckerspiegel mit Metformin ± DPP-IV Hemmer unzureichend kontrolliert war, zu vergleichen. Das Ergebnis: Die Veränderung der HbA1c-Werte innerhalb von 26 Wochen gegenüber dem Ausgangswert war bei Teilnehmern, die einmal wöchentlich Insulin icodec erhalten hatten, mit der bei Teilnehmern, die einmal täglich Insulin glargin 100 E/ml erhalten hatten, vergleichbar (−1,33- gegenüber −1,15-Prozent- Punkten). In der Studie ergaben sich keine neuen Sicherheitsbedenken in Bezug auf einmal wöchentliches icodec. Fazit: Insulin icodec Diese Eigenschaft ermöglicht einmal wöchentliche Injektionen, wodurch die Therapiadhärenz verbessert werden konnte.
 
Positiver Effekt von GLP-1- Rezeptor-Agonisten auf kardiovaskuläres Risiko bei T2D
Die Herzinsuffizienz stellt eine häufige und nicht immer ausreichend beachtete Komplikation des Typ-2-Diabetes dar und sollte von den Diabetologen im Auge behalten werden, so die Botschaft während des ADA-Kongresses. Mehrere Outcome-Studien belegten bereits den positiven Effekt der GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA) auf das kardiovaskuläre Risiko bei T2D. Semaglutid s.c. ist dabei der einzige GLP-1-RA mit einem durch den G-BA anerkannten Zusatznutzen: Es reduziert das kardiovaskuläre Risiko von Patienten mit T2D und erhöhtem kardiovaskulärem Risiko. Semaglutid s.c. trägt außerdem zur Gewichtsabnahme bei, da es den Appetit hemmt und die Energieaufnahme verringert. Wegweisend sind die Ergebnisse der Studien EXPERT, die die Wirksamkeit von einmal wöchentlich verabreichtem Semaglutid s.c. bestätigen, und PATHWAY, die die Empfehlungen in den klinischen Leitlinien unterstützt, indem sie zeigt, dass die Initiierung eines GLP-1-RA Menschen mit T2D hilft, ihre Blutzuckerziele (bestimmt durch den HbA1c-Wert) zu erreichen und gleichzeitig Gewicht zu verlieren. Diese Studien, in denen Daten aus US-Datenbanken analysiert worden waren, wurden während des ADAKongresses vorgestellt.
Die EXPERT-Studie zeigte, dass ein Wechsel zu 1x pro Woche verabreichtem Semaglutid s.c. von einem anderen GLP-1-RA bei Menschen mit T2D mit statistisch signifikanten Reduzierungen von Blutzucker und Gewicht verbunden war, unabhängig vom zuvor verwendeten GLP-1-RA. Nach sechs Monaten zeigte die Studie HbA1c-Wert-Reduktionen um 2,2 % bei Personen mit HbA1c-Werten über 9 % zu Studienbeginn und HbA1c- Wert-Reduktionen um 1,1 % bei Personen mit HbA1c-Werten über 7 % zu Studienbeginn. Diese Senkungen wurden nach zwölf Monaten aufrechterhalten. Ein durchschnittlicher Gewichtsverlust von 2,2 kg wurde nach sechs Monaten beobachtet, war jedoch mit 3,5 kg nach zwölf Monaten bei allen Teilnehmern stärker ausgeprägt. Eine zweite reale Studie, PATHWAY, wies auf die erhöhte Wirksamkeit der GLP-1-RA-Klasse im Vergleich zu anderen oralen Antidiabetika oder Insulin bei Menschen mit T2D hin, die zwei orale Antidiabetika erhalten hatte. Und auch bei der Behandlung von Adipositas und NASH könnte Semaglutid in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. AT

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