Kolorektales Karzinom: Anamnese, aber richtig!

Praxis-Depesche 12/2016

Wahres Risiko durch Koloskopie verschleiert

Mit jährlich mehr als 1,3 Mio. Neuerkrankungen und über 690 000 Todesfällen ist das kolorektale Karzinom (CRC) der dritthäufigste Krebs weltweit. In Deutschland wird im Alter von 50 bis 54 jedes Jahr ein Test auf okkultes fäkales Blut empfohlen, ab dem 55. Lebensjahr Screening-Koloskopien (KS). Unstrittig liefert die positive Familienanamnese (FA) wichtige Hinweise zum Risiko eines CRC. Aber dabei sollte man zukünftig vielleicht auch fragen, ob Familienangehörige koloskopiert wurden.

In einer bevölkerungsbasierten Fallkontrollstudie wurden 4313 erstmals CRC-diagnostizierte Patienten mit 3153 Kontrollen verglichen, um die Assoziation von FA und CRC-Risiko quantitativ zu erfassen. Nach Adjustierung gemäß Geschlecht und Alter ergab sich eine Erhöhung des CRC-Risikos um 41%, wenn CRC bei Verwandten ersten Grades vorgekommen war. Dieses Risiko wuchs subs tanziell auf 71%, wenn frühere Koloskopien als Einflussgröße eingerechnet wurden. Als Erklärung nennen die Autoren, dass Personen mit CRC in der Familie häufiger KS annehmen und dabei rechtzeitig Adenome entdeckt und entfernt werden. Durch diese anschließend starke Risikominderung wird dann der eigentliche Risikofaktor FA unterschätzt. Entsprechend hatten koloskopierte Personen ein weit geringeres Risiko als Personen ohne KS und ohne FA.
Zusammengefasst untermauern diese Ergebnisse die Forderung nach noch intensiverem Screening – unabhängig vom Alter – bei Personen mit CRC in der FA. VW
Quelle:

Weigl K et al.: Family history and the risk of colorectal ... Int J Cancer 2016; 139: 2213-20

ICD-Codes: C19

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