Der Procalcitonin-Wert im Blut steigt in Reaktion auf eine bakterielle Infektion deutlich an. Ein niedriger Procalcitoninspiegel spricht daher für das Vorliegen einer viralen Infektion oder spricht dafür, dass eine laufende Antibiotika- Therapie abgesetzt werden kann. Die Antibiose von Atemwegsinfektionen auf den Procalcitoninspiegel zu stützen, ist seit 2017 von der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA nur im Rahmen der Krankenhaus- oder Notfallversorgung zugelassen. Aktuelle Daten einer Metaanalyse bestätigen, wie gut die am Blutmarker orientierte Antibiotika-Gabe in dieser Indikation funktioniert.
In die Analyse eingeschlossen waren 26 randomisierte klinische Studien mit insgesamt 6708 Patienten, die eine akute Infektion der unteren oder oberen Atemwege aufwiesen (Durchschnittsalter 61 Jahre). Knapp 2900 der Patienten litten an einer ambulant erworbenen Pneumonie, ca. 1250 an infektionsbedingten COPD-Exazerbationen, die übrigen an Bronchitis, einer beatmungsassoziierten oder einer im Krankenhaus erworbenen Pneumonie.
Der Einsatz eines Procalcitonin-Tests reduzierte die Dauer der Antibiotika-Exposition gegenüber der Kontrollgruppe von median sieben (Interquartilbereich, IQR 3 bis 11 Tage) auf fünf Tage (IQR 0 bis 8 Tage). Zudem verkürzte der Test die Infektionsdauer um durchschnittlich 2,4 Tage und reduzierte das Auftreten Antibiotika- bedingter Nebenwirkungen um 25% (16,3 vs. 22,1%). Die 30-Tage-Mortalität fiel mit versus ohne Procalcitonin-Test ebenfalls signifikant geringer aus (8,3 vs. 10%; OR 0,83). OH