Akute Atemwegsinfektionen

Praxis-Depesche 4/2018

Wann Antibiotika? Procalcitonin verrät's!

Bakterielle von viralen Infektionen der Atemwege zu unterscheiden, ist gar nicht so einfach. Ein Blick auf den Procalcitonin-Wert hilft.

Der Procalcitonin-Wert im Blut steigt in Reaktion auf eine bakterielle Infektion deutlich an. Ein niedriger Procalcitoninspiegel spricht daher für das Vorliegen einer viralen Infektion oder spricht dafür, dass eine laufende Antibiotika- Therapie abgesetzt werden kann. Die Antibiose von Atemwegsinfektionen auf den Procalcitoninspiegel zu stützen, ist seit 2017 von der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA nur im Rahmen der Krankenhaus- oder Notfallversorgung zugelassen. Aktuelle Daten einer Metaanalyse bestätigen, wie gut die am Blutmarker orientierte Antibiotika-Gabe in dieser Indikation funktioniert.
In die Analyse eingeschlossen waren 26 randomisierte klinische Studien mit insgesamt 6708 Patienten, die eine akute Infektion der unteren oder oberen Atemwege aufwiesen (Durchschnittsalter 61 Jahre). Knapp 2900 der Patienten litten an einer ambulant erworbenen Pneumonie, ca. 1250 an infektionsbedingten COPD-Exazerbationen, die übrigen an Bronchitis, einer beatmungsassoziierten oder einer im Krankenhaus erworbenen Pneumonie.
Der Einsatz eines Procalcitonin-Tests reduzierte die Dauer der Antibiotika-Exposition gegenüber der Kontrollgruppe von median sieben (Interquartilbereich, IQR 3 bis 11 Tage) auf fünf Tage (IQR 0 bis 8 Tage). Zudem verkürzte der Test die Infektionsdauer um durchschnittlich 2,4 Tage und reduzierte das Auftreten Antibiotika- bedingter Nebenwirkungen um 25% (16,3 vs. 22,1%). Die 30-Tage-Mortalität fiel mit versus ohne Procalcitonin-Test ebenfalls signifikant geringer aus (8,3 vs. 10%; OR 0,83). OH
Quelle:

Schuetz P et al.: Procalcitonin testing to guide antibiotic therapy ... JAMA 2018; 319(9): 925-6

ICD-Codes: J22

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x