Primärer Hyperparathyreoidismus

Praxis-Depesche 1-2/2021

Wann erfolgt eine Parathyreoidektomie?

Welche Patientenmerkmale sind bei einem primären Hyperparathyreoidismus (PHPT) mit dem Einsatz der Parathyreoidektomie assoziiert? Dies untersuchte eine US-amerikanische Arbeitsgruppe in einer Kohortenstudie. Höheres Alter, Gebrechlichkeit und Multimorbidität waren mit einer nicht operativen Behandlung assoziiert, Leitlinienempfehlungen beeinflussten die Therapieentscheidung nur minimal.
Kommentar
Höheres Alter, Gebrechlichkeit und Multimorbidität waren in dieser Studie eher mit einer nicht operativen Behandlung assoziiert, Leitlinienempfehlungen beeinflussten die Therapieentscheidung nur minimal. Wie die Autoren betonen, bestätigen diese Ergebnisse, dass die Leitlinien in den USA nur mangelhaft befolgt werden, vor allem bei Älteren. Sie empfehlen weitere Forschung, um Barrieren für die chirurgische Versorgung zu identifizieren. Außerdem müssen Instrumente entwickelt werden, um die Parathyreoidektomie auf die älteren Erwachsenen auszurichten, die am ehesten davon profitieren.
Die Parathyreoidektomie reduziert das Risiko für Frakturen, Nephrolithiasis und chronische Nierenerkrankungen (CKD). In den USA ist diese Therapiemethode vor allem bei älteren Patienten jedoch weitgehend unbekannt. Eingeschlossen in die retrospektive Studie waren 210.206 Personen (78,8 % Frauen; mittleres Alter 75,3 Jahre), bei denen zwischen 2006 und 2016 ein PHPT diagnostiziert worden war.
Einer Parathyreoidektomie innerhalb eines Jahres nach der Diagnose unterzogen sich lediglich 63.136 (30 %) Patienten. In der Subgruppe der Patienten, die mindestens ein Kriterium der Konsensus- Leitlinie für eine operative Behandlung erfüllten (62,7 %), erfolgte diese nur bei 38.983 (29,6 %).
Die Patienten mit Parathyreoidektomie waren jünger, häufiger weiß, robust oder prä-frail (Vorstufe der körperlichen Gebrechlichkeit) und wiesen weniger Komorbiditäten auf. Außerdem lebten sie häufiger in sozioökonomisch benachteiligten und ländlichen Gebieten. Alle Unterschiede waren signifikant (jeweils p < 0,001). Die multivariable Analyse ergab mit steigendem Alter eine starke inverse Assoziation mit der Parathyreoidektomie. In der Altersgruppe von 66 bis 75 Jahren lag die unbereinigte Rate bei 35,6 %; im Alter von 76 bis 85 Jahren bei 25,9 %. Eine inverse Korrelation ergab sich auch für mäßige bis schwere Gebrechlichkeit. Eine Nephrolithiasis in der Anamnese erhöhte die Wahrscheinlichkeit für eine Parathyreoidektomie, eine chronische Nierenerkrankung (Stadium 3) reduzierte dagegen die Wahrscheinlichkeit, eine Osteoporose beeinflusste die Wahrscheinlichkeit nicht. GS
Quelle: Seib CD et al.: Parathyroidectomy in older adults With primary hyperparathyroidism. JAMA Surg 2021 (Epub ahead 6.1.2021; doi:10.1001/jamasurg.2020.6175

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