Die komplexe Pathophysiologie der Arthrose ist nur zum Teil geklärt. Viele Faktoren von Verletzung über Genetik bis Knorpelzellalterung scheinen damit assoziiert zu sein. Zu den anatomischen Arthrose-Zeichen gehören neben Knorpelverlust Sklerosierung des darunterliegenen Knochens und Bildung von Osteophyten und degenerativen Zysten. Manchmal besteht eine klinisch relevante Entzündung inkl. Erguss, Überwärmung und Synovitis, die bei der OP sichtbar wird. Bei schwerer Arthrose kann es zu Gelenkdeformierung kommen, meist zum Genu varum, aber auch valgum.
Die Kniegelenkersatz-OP besteht in Beseitigung des geschädigten Knorpels, Korrektur von Gelenkdeformitäten und Ersatz der abgenutzten knorpeligen tragenden Oberflächen auf Femur, Tibia und Patella durch künstliche Oberflächen. Sie mag für einige Patienten die einzige Möglichkeit darstellen, die Beweglichkeit wiederherzustellen und schmerzfrei zu werden. Die OP ist aber ein großer Eingriff, die Genesung ist langwierig. Üblicherweise sind die Schmerzen danach beträchtlich; sie erschweren aggressive Physiotherapie, die aber für ein gutes Ergebnis erforderlich ist. Die Patienten benutzen oft sechs Wochen und länger Gehhilfen und brauchen mehrere Monate lang häufige Physiotherapie und „Narkoanalgetika“.
Eine Vielfalt von Verfahren und Techniken, die alle Gewebeschäden verringern sollen, wurden unter dem Etikett minimal invasiv subsumiert. Von den Elementen im Kasten können Chirurgen einige oder alle einsetzen. Es ist nicht klar, was für ein ideales Resultat ausschlaggebend ist. Manche Operateure benutzen den Begriff, wenn die Inzision kurz bleibt, doch die meisten Experten halten das nicht für ausreichend oder nicht einmal für ein notwendiges Element des minimal invasiven Vorgehens.
Zu den Vorteilen, die vorgebracht werden, zählen weniger postoperativer Schmerz, kürzerer Klinikaufenthalt, frühere Kontrolle über den Quadrizeps und kürzere Rekonvaleszenz. Von den Studien sind sehr wenige randomisiert und die meisten recht klein. In einer der größten nicht randomisierten Studien wurden je 100 Patienten konventionell oder minimal invasiv (Kriterien ähnlich wie im Kasten) versorgt. Letztere hatten danach weniger Schmerzen, bessere frühe Beweglichkeit, brauchten deutlich seltener Manipulation in Anästhesie (mit Risiko). In einer Studie des Autors (n 100 und 50) reduzierte minimal invasives Vorgehen u. a. den Anteil der Patienten, die nach zwei und sechs Wochen Narkoanalgetika brauchten.
Jeder Kniegelenkersatz birgt die Risiken eines großen Eingriffs. Auf lange Sicht bestehen in 8 bis 23% Rest-Schmerz oder Steifheit. Man schöpfe daher vorher alle Möglichkeiten aus. Zu den Kontraindikationen zählen aktive Infektion, Thrombophilie, Blutungsstörungen, schwere Gefäßerkrankungen und neurologische Leiden, die die sensorische oder motorische Funktion an dem Bein stören, sowie unzureichendes Gewebe für die Gelenkdeckung.
Bei der Methoden-Wahl ist die Erfahrung des Operateurs ein entscheidender Faktor. Er muss i. d. R. 25- bis 50-mal minimal invasiv operiert haben, bevor ein Nutzen erwartet werden kann, und sollte in Übung bleiben. Neben den Ausschlusskriterien der Studien können relative Kontraindikationen für minimal invasive Eingriffe u. a. frühere Knie-OP, schwere Osteoporose oder schwere Gelenkdeformierung sein. Breiter angewandt werden die Verfahren seit weniger als fünf Jahren. Die Frage nach Langzeitergebnissen muss noch beantwortet werden. SN