BRCA-Träger in Österreich

Praxis-Depesche 24/2000

Was denken Betroffene über prophylaktische Mastektomie / Ovarektomie?

BRCA1 und BRCA2 können in Mamma- und Ovarial-CA-Familien bestimmt werden. Wie sich das Wissen um einen Carrier-Status auswirkt, wurde an der Universität Wien untersucht.

66 Patienten aus 35 österreichischen Familien, bei denen eine BRCA1- und BRCA2-Analyse durchgeführt worden war, füllten vor der Eröffnung ihres Ergebnisses und acht Wochen später einen Fragebogen zu ihrer psychischen Verfassung aus. Die 34 gefundenen Carrier wurden drei Monate nach der Mitteilung ihrer Genmutation nach ihrer Haltung zu prophylaktischer Mastektomie / Ovarektomie befragt. Nur eine Minderheit (21%) zog die Mastektomie in Betracht; dies waren sechs Frauen, die bereits Brustkrebs hatten und nur eine nicht erkrankte Trägerin der Mutation. Als Gründe für diese ablehnende Haltung wurde überwiegend Angst und Verlust von Lebensqualität genannt. Bei den gesunden Trägerinnen spielte als mögliche Motivation für die Mastektomie die Reduktion des Krebsrisikos eine geringe Rolle (30% vs. 52% der bereits Erkrankten), ebensowenig wie die Angst, an Brustkrebs zu sterben (30% vs. 48% der Erkrankten). Einer Ovarektomie standen immerhin 50% der Trägerinnen aufgeschlossen gegenüber, da ihre Furcht vor einer Einbuße ihrer weiblichen Identität geringer war als im Falle einer Brustamputation. Der Depressions-Score veränderte sich bei Carriern nach der Mitteilung nicht (da viele bereits an Brustkrebs erkrankt waren, war der Score von vorneherein hoch); bei Nicht-Carriern nahm er aber zu, was mit vermehrten Schuldgefühlen erklärt wird.

Quelle: Wagner, TMU: Attitude towards prophylacti surgery and effects of genetic conselling in fmilies with BRCA mutations, Zeitschrift: BRITISH JOURNAL OF CANCER, Ausgabe 82 (2000), Seiten: 1249-1253

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