Hier einige ausgewählte Neuigkeiten aus den Late Breaking Abstracts und anderen Kongress-Veranstaltungen.
Post-COVID-19-Syndrom bei Parkinson
In einer multizentrischen Fallstudie wiesen von 27 Parkinson-Patienten 23 (85,2 %) Symptome eines Post-COVID-19-Syndroms auf. Am häufigsten waren eine Verschlechterung der motorischen Funktion (51,9 %) und ein erhöhter Tagesbedarf an Levodopa (48,2 %), gefolgt von Müdigkeit (40,7 %), kognitiven Problemen wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen (22,2 %) und Schlafstörungen wie Insomnie (22,2 %). Damit ähneln die (nichtmotorischen) Symptome denen in der Bevölkerung. Ein ausgeprägter COVID-19-Schweregrad schien im Übrigen keine Bedingung für die Entwicklung eines Post-COVID-19-Syndroms zu sein.
Verzögert Prasinezumab die Progression?
Prasinezumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper gegen aggregiertes α-Synuclein, der das Fortschreiten der Parkinson- Krankheit verlangsamen soll. In die Phase-II-Studie PASADENA im „Delayed-Start“-Design waren 316 Patienten im Frühstadium eingeschlossen worden (Diagnose seit ≤ 2 Jahren, Hoehn & Yahr Stadien I–II), die medikamentennaiv waren oder mit MAO-B-Hemmern behandelt wurden. Die Teilnehmer erhielten nach Randomisierung über 104 Wochen alle 4 Wochen intravenöses Prasinezumab oder aber Placebo für 52 Wochen, gefolgt von Prasinezumab für die nächsten 52 Wochen („Delayed-Start“). Nach 52 Wochen zeigte die Frühstartgruppe gegenüber Baseline eine stärkere Abnahme des MDS-UPDRS-Teil-III-Scores als die Placebo-Gruppe (5,02 Punkte vs. 6,25 Punkte). Dies war in Woche 104 auch im Vergleich der Früh- und „Delayed-Start“-Gruppe der Fall (9,18 Punkte vs. 11,12 Punkte). Die Effekte von Prasinezumab werden weiter in der Phase-IIb-Studie PADOVA untersucht.
SAGE-324 bei essentiellem Tremor
Auf dem Kongress wurden die Resultate der Phase-II-Studie KINETIC präsentiert, in der SAGE-324/BIIB124, ein orales neuroaktives Steroid (NAS) und positiver allosterischer Modulator am GABA-A-Rezeptor bei essentiellem Tremor (ET) eingesetzt wurde. 34 Patienten erhielten 28 Tage lang SAGE-324 in einer Dosis von 60 mg/d (die im Verlauf bei drei Viertel auf 45 mg/d oder 30 mg/d reduziert wurde) und 35 Placebo. Die mit SAGE-324 behandelten Patienten erreichten im Tremor der oberen Extremität (nach Item 4 der Essential Tremor Rating Assessment Scale [TETRAS]) gegenüber dem Ausgangswert an Tag 29 eine signifikant stärkere Reduktion (-2,31 vs. -1,24; p = 0,049). Dies entspricht einer Tremoramplituden- Reduktion um 36 % vs. 21 % unter Placebo. Die 25 bzw. 22 ET-Patienten mit einem initialen Item-4-Score ≥ 12 zeigten ebenfalls eine signifikant unterschiedliche Reduktion (-2,75 vs. -1,05; p = 0,007) (Amplituden-Reduktion 41 % vs. 18 %). Die häufigsten Nebenwirkungen (≥ 10 % in der Verum-Gruppe und mindestens doppelt so häufig wie unter Placebo) waren Schläfrigkeit (67,6 %), Schwindel (38,2 %) und Gleichgewichtsstörungen (14,7 %) sowie Diplopie, Dysarthrie und Gangstörung (je 11,8 %).
tDCS bei MSA-C: Gemischte Ergebnisse
Die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) über dem Motorischen Kortex oder dem Kleinhirn besserte bei 16 Patienten mit zerebellär dominanter multipler Systematrophie (MSA-C) die Gesamtscores der International Cooperative Ataxia Rating Scale (ICARS) unabhängig vom Stimulationsort (p < 0,001). Allerdings waren die Effekte nicht signifikant stärker als bei der Scheinstimulation (p = 0,980). Anders die Ganggeschwindigkeit und Schrittzeit (p = 0,029 bzw. p = 0,007). Nun sollen die Stimulationsprotokolle optimiert werden. JL