Der Leidensdruck, den Patienten und Patientinnen mit chronischen Schmerzen im Alltag erfahren, ist enorm: Etwa 65 % leiden unter Schlafstörungen, 54 % können Aufgaben im Haushalt nicht oder nur eingeschränkt erfüllen, 30 % fällt es schwer, einen unabhängigen Lebensstil aufrecht zu erhalten und 27 % haben Probleme in persönlichen Beziehungen, berichtete Dr. Bernhard Popp, Garmisch-Partenkirchen, auf einer Veranstaltung von Grünenthal. Umfragen belegen: Für die meisten Betroffenen wiegen diese Aspekte schwerer als der Schmerz an sich. Die Alltagsfunktionalität sollte daher auch im Zentrum der multimodalen Schmerztherapie stehen.
Bei der Bekämpfung chronischer Schmerzen ist Tapentadol retard ein bewährtes Mittel. Im Vergleich zu anderen oralen retardierten WHO III Opioiden führte Tapentadol retard in Studien zu deutlichen Verbesserungen sowohl der Schmerzsymptome als auch der körperlichen Funktion und des seelischen Wohlbefindens, inklusive der Schlafqualität. Das Besondere an Tapentadol retard ist der duale Wirkmechanismus, erklärte Dr. Kai-Uwe Kern, Wiesbaden. Da es nicht nur als μ-Opioid- Rezeptoragonist (MOR), sondern auch als Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NRI) wirkt, wird auch die neuropathische Schmerzkomponente vermindert. Dadurch kann die gleiche Schmerzreduktion bei geringerem Opioidanteil erreicht und belastende Nebenwirkungen wie z. B. Obstipation auf diese Weise reduziert werden. Für den Praxisalltag riet Popp, mit dem Beginn der Schmerztherapie nicht erst auf das MRT zu warten, da die Wartezeiten oft sehr lang sind. Besser sei es, die Therapie auf Basis einer anamnestisch und klinisch gestellten Arbeitsdiagnose zu starten und nur bei Bedarf ein MRT nachzuholen. OB