Neue klinische Entität

Praxis-Depesche 7/2015

Welche Bedeutung hat ACLF Leberversagen in der Praxis?

Hospitalisierungen aufgrund von akuten Komplikationen einer Leberzirrhose haben eine schlechte Prognose. Wie hoch das Mortalitätsrisiko im einzelnen ist, und weshalb es sinnvoll sein könnte, von einer neuen Entität zu sprechen, erklärten jüngst Autoren aus Paris.

Den Terminus „akut-auf-chronisches Leberversagen“ (ACLF, acute-on-chronic liver failure) gibt es bereits seit einigen Jahren. In der Klinik durchgesetzt hat er sich bislang allerdings wenig. Das könnte sich nun ändern, denn ein neuer ACLF-Score macht eine präzisere Mortalitätsschätzung möglich. Das Ganze beruht auf Daten der CANONIC-Studie, die 1343 Patienten mit Leberzirrhose und Hospitalisierung wegen einer akuten Komplikation in acht europäischen Ländern untersuchte.

Es kristallisierten sich vier Kategorien heraus, die auf einer ACLF-Gradeinteilung beruhen. Den Kategorien wurden jeweils 28-Tages-Mortalitätsraten zugeordnet, wobei nur Patienten eingeschlossen wurden, die keine Lebertransplantation erhielten:

  • kein ACLF: kein Organversagen oder Versagen eines Organes (Leber, Gerinnung, Kreislauf, Lunge) bei Krea <1,5 mg/dl und keine hepatische Enzephalopathie; oder Enzephalopathie bei einem Krea <1,5 mg/dl; Mortalität 4,7%
  • ACLF Grad 1: Nierenversagen und Versagen eines weiteren Organs bei Krea 1,5 - 1,9 mg/dl und/oder Enzephalopathie Grad 1/2: Mortalität 22,1%
  • ACLF Grad 2: Versagen von zwei Organen; Mortalität 32,0%
  • ACLF Grad 3: Versagen von drei oder mehr Organen; Mortalität 78,6%

Die Autoren stellten darüber hinaus folgende ACLF-Assoziationen fest, die ACLF als klinisch neue Entität abseits der traditionellen dekompensierten Zirrhose definieren: jüngeres Alter, Alkoholätiologie, vorhergegangene bakterielle Infektion und aktiver Alkoholkonsum. Außerdem konnte man bei ACLF-Patienten eine erhöhte systemische Inflammation feststellen. CB

Quelle:

Moreau R, Arroyo V: Acute-on-chronic liver failure: a new clinical entity. Clin Gastroenterol Hepatol 2015; 13: 836-41

ICD-Codes: K72.1
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