Vorhofflimmern

Praxis-Depesche 9-10/2021

Welche Faktoren sind für die erhöhte Mortalität verantwortlich?

Bei Menschen mit Vorhofflimmern (VHF) zeigt sich trotz Antikoagulation ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre und nicht kardiovaskuläre Todesfälle. In einer multizentrischen, unselektierten, prospektiven Registerstudie in Deutschland wurde nun untersucht, welche Faktoren hierzu beitragen.
Kommentar
Die frühe Detektion und Behandlung von kardiovaskulären und nicht kardiovaskulären Begleiterkrankungen stellen die wichtigsten Maßnahmen dar, um die Langzeitmortalität von Patienten mit Vorhofflimmern zu senken – wohingegen die Rhythmuskontrolle keinen wesentlichen Effekt auf das Überleben von VHF-Patienten zu haben scheint.
8.833 VHF-Patienten (61,6 % Männer; mittleres Alter 66,3 Jahre und 71,4 Jahre bei den Frauen), wurden von 2004 bis 2006 in die Studie eingeschlossen und über im Median 6,5 Jahre (45.345 Patientenjahre) nachverfolgt. Patientencharakteristika zu Baseline wurden als Prädiktoren für die Mortalität bewertet. Im gesamten FU-Zeitraum starben 2.492 Patienten (28,2 %). Die annualisierte Sterblichkeit war im ersten Jahr am höchsten (6,2 %) und hielt sich in Folge mit 5,2 % (Männer) und 5,5 % (Frauen) auf ähnlich hohem Niveau. 38 % aller Todesfälle waren kardiovaskulär bedingt – hauptsächlich durch Herzversagen (15,1 %) oder plötzlichen Tod (12,1 %) – , 37,1 % waren nicht kardiovaskulärer Ursache. Als stärkster Prädiktor für die Sterblichkeit zeigte sich das geschlechtsabhängige Alter. Die Mortalität lag bei Männern bis 89 Jahre höher als bei Frauen, danach drehte sich das Verhältnis um (adj. HR pro Dekade 1,78; 95 %-KI 1,67 - 1,90 [Männer] und adj. HR 2,17; 95 %-KI 2,00 - 2,36 [Frauen]). Kardiovaskuläre Begleiterkrankungen trugen weitere 6,7 % zur Vorhersage bei, nicht kardiovaskuläre Begleiterkrankungen 6,0 % – unter ihnen waren Herzinsuffizienz, periphere Arterienerkrankungen, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, chronische Nierenerkrankung, Diabetes mellitus und Rauchen die stärksten Prädiktoren. Sie waren für 25 % der Gesamtmortalität jenseits von Alter und Geschlecht und für 84 % der Mortalitätsunterschiede zwischen den verschiedenen VHF-Typen verantwortlich. VHF-bezogene Parameter alleine trugen dagegen mit 0,8 % nur geringfügig zur Prädiktion der Mortalität bei. CA
Quelle: Nabauer M et al.: Prognostic markers of all-cause mortality in patients with atrial fifibrillation: data from the prospective long-term registry of the German Atrial Fibrillation NETwork (AFNET). Europace 2021; Jun 17; euab113. doi: 10.1093/europace/euab113
ICD-Codes: I48

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