Allergische Bindehautentzündung

NATUR+PHARMAZIE 1/2020

Wenn die Allergie auf die Augen schlägt

Die allergische Konjunktivitis gehört zu den häufigsten allergischen Erkrankungen; ca. 20 % der Menschen sind leicht oder stark davon betroffen. Häufig tritt sie mit einer allergischen Rhinitis auf.
Die allergische Konjunktivitis entsteht durch eine IgE-vermittelte Entzündungsreaktion, bei welcher Entzündungsmediatoren, vor allem Histamin aus Mastzellen und Basophile, ausgeschüttet werden. Histamin löst eine Gefäßerweiterung aus, wodurch die Kapillarpermeabilität erhöht wird, was Juckreiz zur Folge hat.
Man unterscheidet fünf Formen der allergischen Konjunktivitis:
• saisonale allergische Konjunktivitis („Heuschnupfenkonjunktivitis“; Auslöser: Schimmmelpilze, Baum-, Getreideund Gräserpollen),
• perenniale (ganzjährige) allergische Konjunktivitis (atopische Konjunktivitis, atopische Keratokonjunktivitis; Auslöser: Hausstaubmilben, Tierhaare, Daunenfedern etc.),
• vernale Keratokonjunktivitis („Frühjahrskonjunktivitis“; Auslöser: unbekannt),
• atopische Keratokonjunktivitis,
• Riesenpapillenkonjunktivitis. Weitere Auslöser können Medikamente sowie Konservierungsmittel in Kosmetika und Sonnencremes sein.
 
Symptome
• gerötete Augen
• Schwellungen/Juckreiz der Augenlider
• Brennen
• vermehrter Tränenfluss
• Juckreiz
• Trockenheitsgefühl der Augen
• Lichtscheu
• Fremdkörpergefühl
• dünnes, wässriges Sekret (z. B. bei perennialer Konjunktivitis)
• dickflüssiges, zähes, schleimiges Sekret (bei vernaler Keratokonjunktivitis)
• häufig in Kombination mit Fließschnupfen und Niesreiz
 
Meist sind bei einer allergischen Konjunktivitis beide Augen betroffen – im Gegensatz zu einer infektiösen Bindehautentzündung, bei der auch nur ein Auge betroffen sein kann.
 
Behandlung
Als erste Maßnahme gilt die Identifikation der auslösenden Allergene mit Allergenkarenz. Häufiges Duschen und Haarewaschen sowie Augenspüllösungen wirken unterstützend. Für die medikamentöse Therapie der allergischen Konjunktivitis steht eine Vielzahl verschiedener Arzneistoffe zur Verfügung:
• künstliche Tränenflüssigkeit: dient zur Befeuchtung und Pflege der gereizten Augen; Anwendung: mehrmals täglich. Ebenso dienen Dexpanthenol-haltige Augentropfen der Reizlinderung,
• lokale Antihistaminika: Ketotifen, Azelastin, Emedastin, Epinastin, Levocabastin und Olopatadin; Anwendung: 2- bis 4-mal täglich,
• Mastzellstabilisatoren: Cromoglicinsäure, Nedocromil; Anwendung: 4-mal täglich,
• lokale Glucocorticoide: Dexamethason, Fluorometholon, Hydrocortison, Prednisolon und Rimexolon sind stark entzündungshemmend und antiallergisch wirksam, sollten aber nur kurzfristig eingesetzt werden, da sie den Augeninnendruck steigern und zu Glaukom und Katarakt führen. Auch besteht aufgrund ihrer immunsuppressiven Wirkung die Gefahr vermehrter bakterieller, viraler oder durch Pilze hervorgerufener Hornhautgeschwüre,
• orale Antihistaminika: Fexofenadin, Cetirizin und Loratadin; Anwendung: orale Einnahme von einer Tablette einmal täglich; orale Antihistaminika wirken zugleich bei Begleitsymptomen wie allergischem Schnupfen und Nesselfieber,
• Sympathomimetika: Naphazolin, Tetryzolin, Tramazolin, Xylometazolin; diese sind jedoch nur für eine Kurzzeitanwendung indiziert, da die Gefahr eines Rebound-Effektes sowie einer reaktiven Hyperämie besteht,
• Augentrost-Augentropfen,
• Desensibilisierung: bei bekanntem Allergen; es kann eine Desensibilisierung (subkutane spezifische Immuntherapie [SCIT] oder sublinguale spezifische Immuntherapie [SLIT]) angedacht werden. Sinn und Zweck ist es, den Körper nach und nach an das Allergen zu gewöhnen, indem es sukzessive in steigenden Dosen verabreicht wird. Durch dieses Prozedere entsteht ein gewisser Gewöhnungseffekt, wodurch vom Immunsystem immer weniger IgE gebildet wird. Damit lässt sich die allergische Reaktion minimieren und im besten Fall sogar gänzlich unterdrücken.
Quelle: Autorin: Daniela Mackert, Apothekerin Fachredakteurin und Medizinjournalistin mackert@pharmawords.de
ICD-Codes: H10.1

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