In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurde bei bewusstseinsgetrübten Patienten eine neue Technik – die verzögerte Sequenz-Intubation (delayed sequence intubation = DSI) – für das Atemwegsmanagement im Notfall untersucht. Es stellte sich heraus, dass die verzögerte Narkoseeinleitung durchaus eine Alternative zur Rapid Sequence Intubation, also zur raschen Narkoseeinleitung, darstellt.
In die Beobachtungsstudie wurden 62 erwachsene Patienten aufgenommen, die aufgrund eines vorliegenden Delirs nicht optimal präintubiert werden konnten. Die Patienten bekamen eine dissoziative Ketamin-Dosis, wodurch eine Präoxygenierung mit einer Hochkonzentrationsmaske ohne Rückatmung (high-flow nonrebreather mask) oder Non-invasive positive pressure Ventilation (NIPPV) ermöglicht wurde. Nach Präoxygenierung wurden die Patienten narkotisiert. Primärer Endpunkt der Studie war der Unterschied in der Sauerstoffsättigung nach Versuchen der Präoxygenierung vor Einsatz der DSI und kurz vor Intubation.
Bei 19 der 62 Patienten konnte eine Hochkonzentrationsmaske ohne Rückatmung nur nach DSI angelegt werden. 39 Patienten benötigten vor einer NIPPV eine DSI. Weitere vier bekamen vor der nasogastralen Intubation eine DSI. Die Sauerstoffsättigung erhöhte sich von 89,9% vor DSI auf 98,8% danach. Bei 32 Patienten mit hohem Risiko für eine kritische Desaturation (Saturation vor DSI ≤93%) erhöhte sich die Sauerstoffsättigung nach DSI; 29 von ihnen erreichten eine Sättigung von mehr als 93%. Die DSI brachte keine Komplikationen mit sich.
Laut den Autoren könnte die DSI bei Patienten, die ein Notfallmanagement der Atemwege benötigen und weder Präoxygenierung noch Periintubation tolerieren, eine Alternative zur schnellen Sequenz-Intubation darstellen. Eine Sedation ist jedoch unbedingt notwendig. GS