COVID-19 bei Kindern

Praxis-Depesche 7-8/2020

Wenn Immunität krank macht

Weltweit häufen sich die Fälle eines neuartigen Entzündungssyndroms bei Kindern: dem „pädiatrischen entzündlichen Multisystem-Syndrom“ (PIMS). Laut einer britischen Studie ist ein Zusammenhang mit COVID-19 wahrscheinlich.
Wissenschaftler des Londoner Imperial College untersuchten 58 Kinder, die im Frühling dieses Jahres an PIMS erkrankt waren. Dass das neue Entzündungssyndrom mit der Coronavirus-Pandemie in Verbindung steht, wird schon länger vermutet.
Tatsächlich war der SARS-CoV-2-Antikörpertest bei knapp 90 % der Kinder positiv, was auf eine zurückliegende Infektion schließen lässt. Bei nur 26 % konnte das Virus mittels PCR direkt nachgewiesen werden (und damit eine noch nicht überstandene Infektion). Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass PIMS durch eine Überreaktion des Immunsystems nach einer Coronavirus-Infektion hervorgerufen wird, was laut den Studienautoren auch Konsequenzen für die Impfstoffent wicklung haben könnte. Zudem analysierten die Forscher die klinischen und biochemischen Parameter der erkrankten Kinder. Das Symptomspektrum war breit und unspezifisch. Am häufigsten waren Fieber, Bauchschmerzen, Durchfall, Hautausschlag und eine Bindehautentzündung. Bei 14 % kam es zu einer Erweiterung der Koronararterien oder zu einem Aneurysma. In fast allen Fällen war der CRP- und Ferritin- Wert erhöht.
Die Autoren gehen davon aus, dass es sich bei dem neuen Entzündungssyndrom um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt. Zwar gibt es Parallelen zum Kawasaki- Syndrom, es wurden aber auch beträchtliche Unterschiede festgestellt. So waren die PIMS-Patienten im Durchschnitt fünf Jahre älter und wiesen höhere Entzündungswerte auf. RG
Quelle: Whittaker E et al.: Clinical characteristics of 58 children with a pediatric inflammatory multisystem syndrome temporally associated with SARS-CoV-2. JAMA 2020; doi: 10.1001/jama.2020.10369
ICD-Codes: U07.1

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