Um diese Frage zu beantworten, untersuchte eine Studie 3240 Patienten, die bei Einweisung in die Notaufnahme angaben, in den vergangenen 30 Tagen Drogen konsumiert zu haben. Dies und der Grund für die Aufnahme wurde anhand eines Fragebogens erfasst. Bei 64,3% der Patienten lag ein Drogenproblem vor. Wer zu illegalen Substanzen griff, übertrieb es auch öfter mit Zigaretten oder Alkohol. Patienten, die primär etwas anderes als Marijuana konsumierten (u. a. Kokain: 18,1%, nicht verschriebene Opiate: 11,2%), hatten mit 15 mal höherer Wahrscheinlichkeit ein Drogenproblem als diejenigen, die Marijuana bevorzugten (91 vs. 46,6%; OR 14,61; 95% KI 11,6-18,34). Problemfälle waren bei jenen häufiger, die Drogen als Grund für ihre Aufnahme angaben, als wenn die Einweisung anders gerechtfertigt wurde (OR 3,25; 95% KI 2,11-4,75). Fragt man frisch eingelieferte Drogenkonsumenten nach der favorisierten Substanz (Cannabis ja/nein) und bei Angabe von Marijuna danach, was der Betroffene für die Ursache seiner Konsultation hält, lassen sich Problemfälle schnell und mit 88%iger Vorhersagekraft identifizieren. Mit der Integration des kurzen Frageschemas in den Einweisungsprozess würden Beratungs- und Interventionsmaßnahmen gezielt die Personen erreichen, die am meisten davon profitieren. Auch ließen sich erhebliche Kosten sparen, denn die Zahl der Patienten, die Hilfe bei der Bewältigung von Suchtmittelmissbrauch benötigen, ist groß – ebenso wie die damit verbundenen Zusatzausgaben durch die hohen Einlieferungsraten in Krankenhäuser und Notaufnahmen. OH
Hilfe bei Suchtmittelmissbrauch
Praxis-Depesche 12/2014
Wer hat hier ein Drogenproblem?
Immer häufiger ist Suchtmittelmissbrauch ein Einweisungsgrund in die Notaufnahme. Doch woran erkennt man, wer wirklich ein Problem mit Drogen hat?
Quelle:
Macias Konstantopoulos WL et al.: Identifying patients with problematic drug use in the emergency department: results of a multisite study. Ann Emerg Med 2014; 64(5): 516-25