Bipolare Störungen

Praxis-Depesche 24/2003

Wer ist besonders suizidgefährdet?

Klinische Parameter, die einen Zusammenhang zu Suizid und Suizidversuchen zeigen, wurden bislang vor allem bei Patienten mit unipolarer Depression untersucht. Nun versuchte man, Risikofaktoren für suizidales Verhalten bei bipolaren Störungen zu erarbeiten.

Im Rahmen des Stanley Foundation Bipolar Network wurden 648 Patienten mit bipolaren Störungen (Typ I und II) nach ernsthaften Suizidversuchen in der Zeit vor Studienbeginn befragt, um so die Häufigkeit und die Risikofaktoren für ein solches Verhalten zu ermitteln. Bei den 34% der Patienten mit Suizidversuchen fand man in der Familienanamnese häufiger Drogenmissbrauch, Suizide und Suizidversuche als bei den übrigen Probanden. Auch wiesen die Patienten mit Selbsttötungstendenzen häufiger frühere und krankheitsbegleitende traumatische Stressoren auf, wurden häufiger wegen Depression stationär behandelt, zeigten einen zunehmend schwereren Verlauf der Manie, mehr Begleitkrankheiten (Axis I, II, III) und waren während der prospektiven Beobachtung häufiger krank. In der Regressionsanalyse erwiesen sich sexueller Missbrauch und Fehlen von Vertrauenspersonen vor der Erkrankung, häufige stationäre Aufenthalte wegen Depression, Suizidgedanken während der depressiven Phasen und eine Cluster-B-Persönlichkeitsstörung als signifikante Risikofaktoren für Suizidversuche.

Quelle: Leverich, GS: Factors associated with suicide attempts in 648 patients with bipolar disorder in the stanley foundation bipolar network, Zeitschrift: JOURNAL OF CLINICAL PSYCHIATRY, Ausgabe 64 (2003), Seiten: 506-515

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