Auf in den Kampf mit der Hörhilfe
Praxis-Depesche 10/2012
Wer schlecht hört, will das oft nicht wahrhaben
Der derzeitige Präsident der American Geriatrics Society arbeitet an der Universität von Minnesota im Department of Family Medicine and Community Health. Sein Koautor leitet die HNO-Abteilung. Beide zeigen am Beispiel einer 75-jährigen Dame, dass es oft nicht leicht ist, ein Hörgerät zu akzeptieren und es optimal zu nutzen. Vor der Überzeugungsarbeit steht die Diagnose Presbyakusis. Der Weg dahin sei hier erklärt.
Praxisfazit
Hörverlust: Entdeckung und erste Abklärung
Anamnese: Einzelfrage: Würden Sie sa-
gen, Sie haben Hörschwierigkeiten? Spü-
ren Sie, dass Sie einen Hörverlust haben?
Fragebogen: Hearing Handicap Inventory
for the Elderly – Screening Version*, Be-
richte von Patient, Familie, Betreuer: Ver-
wirrung in sozialen Situationen, Unfähig-
keit, Sprache zu verstehen, besonders in
lauter Umgebung, übermäßige Lautstärke
von Fernseher, Radio oder Computer, sozia-
ler Rückzug, Ängstlichkeit in Gruppensitua-
tionen. Zusatzanamnese bei Hörverlust
oder Verdacht darauf: Zeitverlauf des Hör-
verlusts, Symptome von Tinnitus, Ohr-
schmerz, Otorrhö oder Schwindel, Lärmex-
position in der Anamnese, Ohrtrauma oder
Schädeltrauma, Vorliegen eines neurologi-
schen Defizits
Untersuchung und Zusatztests: Hörtests
(jedes Ohr einzeln testen): Flüstertest in ca.
61 cm Entfernung: positiv, wenn nicht min-
destens drei von sechs Buchstaben-Zahlen-
Kombinationen wiederholt werden, Fin-
gerreiben oder Uhrticken jeweils in ca. 15
cm Abstand, positiv, wenn das Geräusch
zwei- oder mehrmals bei sechs Versuchen
nicht identifiziert wird, Weber- und Rinne-
Tests (nicht zum Screening, aber in puncto
Ätiologie hilfreich), Ohr-Untersuchung: Ze-
rumen-Check, Pathologie von äußerem und
Mittelohr, kognitives Screening, wenn positiv
MSE (mental status examination), Testung auf
affektive Störungen: auf Depression und
Angst durchführen, wenn Vermeidung, Rückzug
oder Ängstlichkeit in sozialen Situationen in der
Anamnese, Bildgebung des Schädels erwägen bei
grob asymmetrischem Hörverlust
Audiometrische Testung: Test mit Hand-
gerät, „handheld audioscope“ genannt,
formelle Audiometrie beim Fachmann
*http://www.audrehab.org/hhie.htm