Eine internationale Studiengruppe analysierte die Daten von 991 Patienten aus der prospektiven europäischen Beobachtungsstudie „Pan European Emesis Registry Study“. Die Patienten mussten sich drei Chemotherapie-Zyklen unterziehen. Die Patienten- und Therapiemerkmale wurden vor der Chemotherapie abgefragt. Dazu gehörten die Fragen nach bereits bestehender Nausea/Emesis, nach den Erwartungen der Patienten hinsichtlich einer CINV (VAS von 0 bis 100 mm) und nach prächemotherapeutischer Angst. Ein von den Patienten während jedes Chemotherapie-Zyklus geführtes Tagebuch enthielt Informationen zu AN in den 24 Stunden vor Beginn der Chemotherapie sowie zu Nausea und Emesis (Emesis-Episoden und Intensität der Nausea; VAS) für fünf Tage nach der Chemotherapie.
AN berichteten 8,3 bis 13,8% der Patienten – sie nahm sowohl hinsichtlich Häufigkeit und Intensität über jeden Zyklus zu. Jede Erhöhung der AN um 1 mm auf der VAS war signifikant mit einer Erhöhung der CINV-Wahrscheinlichkeit um 2 bis 13% verbunden (alle p<0,05). Als wichtigste Prädiktoren einer AN im ersten Zyklus ergaben sich Metastasen und prächemotherapeutische Angst. In den folgenden Zyklen wurden Angst vor dem Start der Chemotherapie sowie AN und Erfahrungen mit CINV im vorhergehenden Zyklus als signifikante Prädiktoren identifiziert. Letztere erwies sich als stengster Prädiktor mit einer Odds ratio von 3,30 bis 4,09. Ein Beispiel: Patienten mit CINV-Erfahrungen im vorherigen Zyklus weisen eine um den Faktor 3,7 (Zyklus 2) bzw. 3,3 (Zyklus 3) höhere Wahrscheinlichkeit auf, eine AN im nachfolgenden Zyklus zu entwickeln, als Patienten ohne solche Erfahrungen. Prächemotherapeutische Angst korrelierte moderat mit einer AN im ersten Zyklus (r=0,38; p<0,001). Die Korrelation wurde in Zyklus 2 und 3 stärker (r=0,37 bzw. 0,38; p jeweils <0,001). Wie die Autoren betonen, ist es für eine erfolgreiche AN-Prävention notwendig, einer CINV vorzubeugen. Zusätzlich sollte man die prächemotherapeutische Angst in den Griff bekommen.
Auf Seite 8 in dieser Ausgabe finden Sie einen ausführlichen CME-Artikel zu Therapien der Chemotherapie-induzierten Emesis. GS