Eine 73-jährige Patientin klagt über leichten drückenden Schmerz im Epigastriummit postprandialem Völlegefühl. Kein Erbrechen, keine anamnestischen Hinweise für eine gastrointestinale Blutung. Die Ultraschalluntersuchung des Abdomens zeigt einen leicht erweiterten Ductus choledochus und das MRT einen Füllungsdefekt im Gallengang und Gallenblasensteine. Doch die Leber- und Pankreaswerte sind im Normbereich. Unter der Verdachtsdiagnose Choledocholithiasis wird eine ERCP durchgeführt. Nach der Sphinkterotomie kann mittels Schlinge kein Gallenstein sondern ein Zahnstocher geborgen werden. Später erfolgt die Cholecystektomie. Man muss annehmen, dass der Zahnstocher nach dem Verschlucken zunächst in das Duodenum gelangt ist, ohne dabei wesentliche Symptome zu verursachen. Von dort wird er wohl durch die Dünndarmmotorik in den Gallengang geschoben worden sein.
Über das Verschlucken eines Fremdkörpers wird immer wieder auch bei Erwachsenen, insbesondere bei geriatrischen bzw. dementen Patienten, berichtet. Häufig handelt es sich um Zahnkronen, Prothesen und auch Geflügelknochen. Oft wird das Verschlucken von dem Patienten gar nicht bemerkt. Nicht selten verlaufen solche Ingestionen zunächst auch ohne wesentliche Symptome oder es werden nur leichte und unauffällige Symptome wahrgenommen, was bei spitzen Gegenständen wie einem Zahnstocher sehr erstaunlich ist. Perforationen oder ein Darmverschluss, die eine operative Entfernung erforderlich machen, sind sehr selten. PS