Hämaturie bei Kindern

Praxis-Depesche 9/2000

Wie man in der Praxis damit umgeht

Blutspuren im Urin findet man häufig bei Kindern; das Vorgehen bei der Abklärung dieses Befundes ist jedoch sehr uneinheitlich. Ein "praktischer" Ansatz für das diagnostische Prozedere in der Primärversorgung wurde kürzlich in einer amerikanischen Übersichtsarbeit vorgestellt.

Gegenwärtig gibt es hauptsächlich zwei Arten, wie der niedergelassene Arzt mit einer kindlichen Hämaturie umgeht: Entweder überweist er den Betroffenen sofort, meist zum Urologen und nicht zum pädiatrischen Nephrologen, oder er wendet die labortechnischen und radiologischen Standard-Untersuchungen an, ohne auf die klinischen Besonderheiten zu achten. Für eine einheitliche Vorgehensweise ist es ratsam, die Hämaturie bei Kindern in vier Kategorien zu unterteilen: Makrohämaturie, Mikrohämaturie mit klinischen Symptomen, asymptomatische (isolierte) Mikrohämaturie und Mikrohämaturie mit Proteinurie. A Liegt eine - bei Kindern eher seltene - Makrohämaturie vor, braucht man neben einer sorgfältigen Anamnese und körperlichen Untersuchung Blutbild, Serumkreatinin, Ultraschall der Nieren, C3 und das Kalzium/Kreatinin-Verhältnis im Urin. Kann damit die Diagnose nicht gestellt und die Therapie eingeleitet werden, untersucht man nach einer Woche noch einmal. Lässt sich die Diagnose dann immer noch nicht festlegen oder gibt es einen Rückfall nach Behandlung, überweist man an den pädiatrischen Nephrologen. A Auch die Mikrohämaturie erfordert eine sorgfältige Anamneseerhebung und körperliche Untersuchung. Bei klinischen Symptomen wird diesen gezielt nachgegangen. Lässt sich die Krankheit so nicht ausmachen oder ist sie kompliziert, wird an den Nephrologen überwiesen, ebenso bei Rückfällen. A Eine asymptomatische isolierte Mikrohämaturie ist bei Kindern häufig, aber meist vorübergehend. Wenn nicht, muss eine Urinkultur angesetzt und gegebenenfalls behandelt werden. Kontrollen alle drei Monate sind für eine gewisse Zeit erforderlich, bei denen auch nach Eiweiß gefahndet wird. A Eine asymptomatische Mikrohämaturie mit Proteinurie findet sich im Kindesalter selten. Und auch unter den Betroffenen ist der Anteil derer groß, bei denen Hämaturie und Proteinurie spontan verschwinden. Wichtig ist die quantitative Eiweiß-Bestimmung. Bei mehr als 4 mg/m2 pro Stunde wird an den Nephrologen überwiesen. Bei niedrigeren Werten beobachtet man für zwei bis drei Wochen. Bestehen Hämaturie und Proteinurie nach wie vor, überweist man. Sind nur noch einige Erythrozyten und kein Eiweiß mehr im Urin, beobachtet man den Patienten weiter wie im Fall einer asymptomatischen isolierten Mikrohämaturie. (EH)

Quelle: Diven, SC: A practical primary care approach to hematuria in children, Zeitschrift: PEDIATRIC NEPHROLOGY, Ausgabe 14 (2000), Seiten: 65-72

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