Um die genaue Position eines Objektes und die Distanz zu ihm einschätzen zu können, benötigt das Gehirn nicht nur eine räumliche Karte, sondern auch einen Maßstab. Bisherige Forschungsarbeiten legen nahe, dass dieser Maßstab durch Bewegungen relativ zum Objekt festgelegt wird, etwa durch eine Änderung der Blickrichtung. Denn: Je weiter entfernt ein Objekt ist, desto größer ist die visuell erfasste Winkeländerung. Wenn der Betrachter, angeleitet durch die Raumkarte im Gehirn, den Blick auf das Objekt richtet, es aber nicht genau trifft, weiß er, dass der Maßstab ungenau ist. Eine Studie im Fachmagazin Current Biology belegte nun, dass das Zusammenspiel von Motorik und Wahrnehmung tatsächlich eine wichtige Voraussetzung für die Orientierung im Raum ist.
In einem Experiment wurde mithilfe eines „Eyetrackers“ die Blickrichtung von Probanden verfolgt, die ein Objekt in einer virtuellen Umgebung mit den Augen ansteuern sollten. Das Zielobjekt wurde allerdings während der Blickbewegung minimal – und für den Betrachter nicht bewusst wahrnehmbar – verschoben und befand sich damit nicht dort, wo es vom Gehirn erwartet wurde. In der Konsequenz passte das Gehirn seine räumliche Karte an. Der Studienleiter Prof. Eckart Zimmermann dazu: „Ergebnisse wie dieses belegen, dass die Wahrnehmung, um akkurat zu sein, die Motorik genauso benötigt wie umgekehrt.“ RG