HYPOTHESE: Obstruktive Schlafapnoe

Praxis-Depesche 9/2015

Wie wird das Herz geschädigt?

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) findet man häufig bei Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz; sie ist auch mit Vorhofflimmern assoziiert. Über die pathophysiologischen Zusammenhänge weiß man aber noch recht wenig.

Bei Episoden von OSA baut sich ein hoher negativer intrathorakaler Druck auf; damit steigt die afterload für den linken Ventrikel. Eine US-Arbeitsgruppe stellte die Hypothese auf, dass der negative Druck eine vorbestehende funktionelle Mitralisinsuffizienz (MR) aggraviert. Dies könnte ein Mechanismus sein, über den die OSA eine Herzinsuffizienz verschlechtert und Vorhofflimmern provoziert. Man testete die Hypothese mithilfe von 15 Probanden mit einer systolischen Ejektionsfraktion < 35% und mindestens mäßiggradiger funktioneller MR. Sie wurden angeleitet, siebenmal ein Müller-Manöver für je zwölf Sekunden durchzuführen (dabei versucht der Proband nach maximaler Ausatmung bei geschlossener Nase und Mund bestmöglich einzuatmen; es ist das Gegenstück zum Valsalva- Manöver). Der Mitralisfluss wurde mittels Dopplersonographie erfasst. Die Messungen sprachen für eine gesteigerte MR während der Müller-Manöver. Zum Teil nahm auch die Dauer der MR zu. Es zeigte sich eine verminderte Leerung des rechten Vorhofs. Die linksventrikuläre Leerung nahm schon früh während des Manövers ab, vermutlich aufgrund gesteigertem afterload. Die MR nahm nach Ende des Müller- Manövers wieder auffällig ab. Die Autoren schließen aus ihren Befunden, dass die Veränderungen des intrathorakalen Druckes, die bei OSA-Patienten hunderte Male während einer Nacht auftreten, durchaus in der Lage sein können, pathologische Veränderungen der Herzfunktion (Verschlechterung der Herzinsuffizienz und Induktion von Vorhofflimmern) auszulösen. WE

Quelle:

Pressman GS et al.: Effects of the Mueller manoever on functional mitral regurgitation ... Am J Cardiol 2015; 115: 1563-1567

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