Um einen Überblick über die aktuelle wissenschaftliche Literatur der letzten zehn Jahre zu geben, wurden mehrere Datenbanken durchsucht. Unter anderem wurden Monographien der Kommision E des Bundesgesundheitsministeriums und der European Scientific Cooperative on Phytotherapy mit einbezogen. Es wurden 107 englischsprachige und drei deutschsprachige Veröffentlichungen ausgewertet. Die Daten sprechen insgesamt dafür, dass therapeutische Aufbereitungen von Extrakten aus Hypericum perforatum eine potenziell signifikante pharmakologische Wirkung in neurochemischen Systemen entfalten, die in der Pathophysiologie der Depression möglicherweise eine Rolle spielen. Die pharmakologischen Effekte ähneln denen von trizyklischen Antidepressiva und Serotonin-Wiederaufnahmehemmern. Außerdem wurden auch bisher unbekannte Wirkungen festgestellt, wie z. B. die Expression von 5-HT2-Rezeptoren und die dopaminerge Neurotransmission. Insgesamt sprechen die Daten dafür, dass Hypericum-Extrakte Katecholamine und andere neurochemische Systeme beeinflussen, die für die Ätiologie der Depression eine Rolle zu spielen scheinen. Zur Sicherheit von Hypericum-Extrakten und ihrer Interaktion mit anderen Pharmaka besteht noch Forschungsbedarf. Die Autoren empfehlen einen ärztlich überwachten Einsatz.
Phytotherapie der Depression
Praxis-Depesche 23/2001
Wirkmechanismus von Hypericum noch ungeklärt
Hypericum perforatum wird für die Behandlung leichter bis mittelschwerer Depressionen erfolgreich eingesetzt. In Deutschland wird es von Ärzten sehr häufig verordnet, in den USA wird es vor allem im Rahmen der Selbstmedikation verwendet. Die pharmakologische, toxikologische und klinische Literatur weist allerdings noch Lücken bezüglich der Kenntnisse über mögliche Wirkmechanismen auf.
Quelle: Greeson, JM: St. John`s wort (Hypericum perforatum): a review of the current pharmacological, toxicological, and clinical literature, Zeitschrift: PSYCHOPHARMACOLOGY, Ausgabe 153 (2001), Seiten: 402-414