Schmerz, lass nach!

Praxis-Depesche 9/2018

Yoga statt Analgetika!

In einem aktuellen Review zur Schmerztherapie fordern US-Fachgesellschaften mit Nachdruck dazu auf, Schmerzpatienten in erster Linie statt mit Schmerzmedikamenten mit nicht-pharmakologischen Maßnahmen zu therapieren. Auch Yoga gehört dazu.

Das Versorgungssystem von Schmerzpatienten steckt in einer Krise. Denn trotz innovativer Analgetika, Bildgebungs- und Operationsverfahren steigt die Prävalenz vor allem chronischer Schmerzzustände immer weiter an.
Unlängst empfahl das American College of Physicians (ACP) zur Erstlinientherapie bei chronischer Lumbalgie nicht-pharmakologische Therapiestrategien. Zu den von der ACP wie auch den National Institutes of Health (NIH) empfohlenen Optionen zählt auch Yoga. Die Kernelemente des Yoga sind Achtsamkeit und Meditation, Atem- und Körperübungen.
Nach einem 2017 veröffentlichten Cochrane-Review ist die Wirksamkeit von Yoga bei chronischer Lumbalgie mit immerhin moderater Evidenzstärke belegt. Analysiert wurden zwölf Studien, in denen insgesamt 810 Lumbalgie-Patienten ein- oder zweimal wöchentlich für sechs bis 24 Wochen einen Yoga-Kurs besuchten oder kein Bewegungsprogramm verordnet bekamen. Im Ergebnis konnte Yoga die Schmerzen zumindest etwas lindern und die Rückenfunktion etwas verbessern.
Yoga hilft aber auch bei (Knie-)Arthrose, rheumatoider Arthritis, Kyphose, Nackenschmerzen und Fibromyalgie. Nach einer Metaanalyse kann man in letzterer Indikation mit Yoga signifikante Verbesserungen hinsichtlich Schmerz, Erschöpfung, Schlaf, Depression und Lebensqualität erreichen.
Welcher Yoga-Stil gelehrt wird, spielt nach Studiendaten keine Rolle, so dass sich der Patient hier nach seinen eigenen Präferenzen richten kann. Was die Sicherheit betrifft, erwies sich Yoga als ebenso sicher wie klassisches Rückentraining. Gelenkprobleme sind nach einer großen Umfrage von 62- bis 67-jährigen Frauen auch nicht zu erwarten. Patienten mit Glaukom oder eingeschränkter Knochengesundheit sollten das Yoga-Training aber mit ihrem Arzt besprechen und sich von einem qualifizierten Trainer anleiten lassen, der die Körperhaltungen indikationsgerecht anpassen kann. OH
Quelle:

Tick H et al.: Evidence-based nonpharmacologic strategies for comprehensive pain care: the consortium pain task force white paper. Explore 2018; 14(3): 177-211

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