Schmerz-/Palliativkongress, FranKfurt, 2008

Praxis-Depesche 7/2008

Zerrissen zwischen Wissenschaft, Ökonomie und Politik

Im Motto des Schmerz- und Palliativtages 2008 spiegelt sich die aktuelle Problematik der Schmerztherapie in Deutschland wider: Einerseits erweitern innovative Behandlungskonzepte das Spektrum der Schmerzmedizin, andererseits erschweren die Rahmenbedingungen zunehmend, dass die Innovationen auch bei denen ankommen, die sie brauchen.

In Deutschland werden Millionen Menschen zu chronischen Schmerzpatienten, obwohl das bei einem großen Teil der Betroffenen durch gezielte Prävention und frühe konsequente Behandlung verhindert werden könnte. Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Tagungspräsident und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie, sieht darin „gesundheitspolitisch eine absolute Katastrophe“. Dass 15 Millionen Menschen unter chronischen, länger andauernden oder wiederkehrenden Schmerzen leiden, etwa sechs Millionen stark beeinträchtigt sind und rund 900 000 dieser Patienten bereits eine Schmerzkrankheit entwickelt haben, bedeutet laut Müller-Schwefe nicht nur sehr viel menschliches Leid, sondern belastet die Volkswirtschaft weitaus stärker als nötig: Allein Rückenschmerzen verursachen volkswirtschaftliche Kosten von 25 Millionen Euro im Jahr. Davon entfallen mehr als zwei Drittel auf Frühberentungen und Arbeitsunfähigkeit, nicht aber auf die medizinische Versorgung.

Verbesserungsbedarf bei der Ärzteausbildung

Ursachen für diese Fehlentwicklung sehen Experten in der mangelhaften Mediziner-Ausbildung. So werde das Wissen über Chronifizierungsmechanismen und die Behandlung chronischer Schmerzen nach wie vor weder im Rahmen des Medizinstudiums noch in der Weiterbildung zum Facharzt als Pflichtfach vermittelt. Müller-Schwefe forderte deshalb zum wiederholten Male, Ausbildung und Strukturen dahingehend zu verbessern, dass nicht so viele Patienten mit akuten Schmerzen zu chronischen Schmerzpa­tienten werden müssen.

Werden Schmerzpatienten nur noch verwaltet?

Chronische Schmerzpatienten kommen in der Regelversorgung unseres derzeitigen Gesundheitssystems zunehmend zu kurz, da sie vielfach früh berentet oder arbeitslos sind und sich kaum finanziell an ihrer Gesunderhaltung beteiligen können – während wesentliche Elemente der Gesundheitsreform eine stärkere finanzielle Eigenbeteiligung der Patienten zum Ziel haben. Innovationen bleiben diesen Patienten zunehmend vorenthalten; sie werden nicht mehr angemessen behandelt, sondern laut Müller-Schwefe vielfach eher „verwaltet“.

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