Infarkt-Management

Praxis-Depesche 8-9/2019

Ziel verfehlt?!

Laut einer aktuellen Studie verbessert die intensivierte Blutdrucksenkung nach einer thromboembolischen Behandlung bei akut ischämischem Infarkt nicht die anschließende Rehabilitation. Einzig das Risiko für intrazerebrale Blutungen wird reduziert.
Diese Erkenntnis wurde durch die internationale Open-label-Studie ENCHANTED (Enhanced Control of Hypertension and Thrombolysis Stroke) erst kürzlich gewonnen. In dieser Studie wurden über 2.000 Patienten randomisiert in zwei Blutdruck-Management-Gruppen für die Behandlung innerhalb von sechs Stunden nach einem ischämischen Infarkt eingeteilt. In der Test-Gruppe war das Therapieziel ein systolischer Blutdruck von ≤ 130-140 mmHg innerhalb von einer Stunde. Der Blutdruck wurde für 72 h mit Medikamenten auf diesem Niveau gehalten. In der Standardtherapie-Gruppe war der systolische Zielblutdruck < 180 mmHg während der 72 h. Ein systolischer Blutdruck von > 185 mmHg gilt als Kontraindikation für eine intravenöse thromboembolische Therapie mit Alteplase bei Patienten nach einem akuten ischämischen Infarkt. Das primäre Ziel der Studie war die Beurteilung des funktionalen Status 90 Tage nach dem Infarkt.
Ein signifikanter Unterschied im funktionellen Status (modifizierter Rankin-Score) wurde jedoch nicht festgestellt (OR 1,01). Auch hinsichtlich des mittleren Blutdrucks über 24 h waren keine Abweichungen zwischen den Gruppen feststellbar (Test-Gruppe: 144,3 mmHg; Standard-Gruppe: 149,8 mmHg). Dementsprechend hatte die intensivierte Blutdrucksenkung keinen Einfluss auf den klinischen Outcome nach einem Infarkt. Lediglich das Risiko für intrazerebrale Blutungen war in der Test-Gruppe signifikant niedriger (OR 0,75). Das Blutungsrisiko konnte somit durch die intensivierte Blutdrucksenkung deutlich reduziert werden. SB
Quelle: Anderson CS et al.: Intensive blood pressure reduction with intravenous thrombolysis therapy for acute ischaemic stroke (ENCHANTED) ... Lancet 2019; 393(10174): 877-88

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