31. Deutscher Hautkrebskongress (ADO-Jahrestagung 2021)

Arzt-Depesche 4/2021

Zunehmend personalisierte Behandlung bei Hautkrebs

Der 31. Deutsche Hautkrebskongress der Arbeitsgemeinschaft Onkologische Dermatologie fand diesmal als eine Hybridveranstaltung vom 8. bis 11. September live in Hamburg statt mit virtueller Teilnahmemöglichkeit am heimischen Computer. So konnte auf beiden Wegen aktiv an den Diskussionen teilgenommen werden. Das wissenschaftliche Programm reichte von Grundlagenforschung bis zu aktuellen Daten aus der klinischen Dermatoonkologie.
Kommentar
Eine Analyse der raumzeitlichen Assoziationen zwischen Hautkrebsscreening und -mortalität in Deutschland ließ erkennen, dass, wenn die Teilnehmerrate am gesetzliche Hautkrebsscreening (HKS) um 1.000 pro 100.000 gesetzlich Krankenversicherter steigen würde, das Risiko, an Hautkrebs zu sterben, um 2,5 % sinkt.
In einer Subgruppenanalyse der prospektiven multizentrischen Studie ADOREG TRIM zur Charakterisierung von Prädiktoren der Super-Response unter PD-1(programmed cell death protein 1)-basierter Immun-Checkpoint-Inhibition (ICI) beim metastasierten Melanom wurden Patienten, die innerhalb der ersten drei Monate nach ICI-Therapiestart ein komplettes (CR) oder partielles (PR) Ansprechen erreichten, sogenannte Super-Responder (SupR), mit denjenigen Patienten verglichen, die in diesem Zeitraum eine Krankheitsprogression (PD) aufwiesen (Non-Responder, NonR). Dabei waren die prätherapeutisch bestimmten molekularen Tumorparameter – das Fehlen einer Mutation im BRAF-Gen sowie eine positive PD-L1(PD-1-Ligand)-Expression – assoziiert mit dem Erreichen einer Super-Response unter nachfolgender PD- 1-basierter ICI-Therapie.
In einer retrospektiven Kohortenstudie mit 1.250 konsekutiven Patienten mit Sentinel-Node(SN)-Biopsie konnte durch Untersuchung von verschiedenen anatomisch definierten Lymphknotensubstrukturen gezeigt werden, dass der SNIL (SN-Invasionslevel) als prognostischer Parameter in der adjuvanten Therapie beim Melanom dienen kann. So war es möglich, anhand des SNIL die SN-positive Population in drei Gruppen mit signifikant unterschiedlichem rezidivfreiem Überleben (RFS), melanomspezifischem Überleben (MSS) und die Rezidivraten für das Lymphadenektomiegebiet einzuteilen.
Eine systematische Übersichtsarbeit und Netzwerk-Metaanalyse lieferte erstmalig der Dokumentation komplexer Nebenwirkungen unter Immuntherapie dienen soll. Seit 2011 wurden in diesem als Online- Plattform in Zusammenarbeit mit dem Paul-Ehrlich-Institut betriebenem Nebenwirkungsregister über 1.765 Fälle aus 26 Zentren in sechs unterschiedlichen Ländern gemeldet. Ausgehend davon, dass man durch den Einsatz von ICI bei zahlreichen Tumorentitäten und zunehmend auch in früheren Krankheitsstadien in Zukunft immer häufiger mit komplexen, schweren und seltenen Nebenwirkungen konfrontiert werden wird, betrachtet man eine einheitliche Erfassung im SERIO-Register als essenziell, um das Monitoring und Management komplexer Nebenwirkungen verbessern zu können.
Über die wachsende Bedeutung, den Nutzen und die innovativen Anwendungstechniken der Liquid Biopsie (LB) referierte Prof. Klaus Pantel, UKE Hamburg, in seinem Plenarvortrag. Er betonte, dass es jetzt an der Zeit sei, die LB in die klinische Praxis zu implementieren. Dazu sei es vor allem notwendig, Wissen über die LB zu verbreiten, eine produktive Zusammenarbeit zwischen Forschung und Klinik zu fördern, Leitlinien zum Umgang mit LB zu entwickeln, Fachpersonal für den Umgang mit LB auszubilden, LB in klinische Studien mit aufzunehmen sowie Gesundheitsdienstleister zum Nutzen von LB zu beraten.
Einen Einblick in Projekte der Zukunft geben die von der Hiege-Stiftung verliehenen Forschungsförderungspreise. So werden Projekte zur Identifizierung spezifischer Tumorantigene für die CAR-T-Zell- Therapie gegen das Uveamelanom, zur Charakterisierung extrazellulärer Vesikel zur Identifikation blutbasierter Biomarker zur primären und sekundären Resistenz gegenüber ICI beim metastasierten Melanom, zur Untersuchung des Einflusses der Tumorplastizität auf Etablierung und Therapie von Hirnmetastasen des malignen Melanoms, aber auch die Einrichtung einer überregionalen Spezialsprechstunde zur Identifikation von familiären Melanom-Prädispositionsgenen finanziell von der Hiege-Stiftung unterstützt. GH

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