Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!
Die Gen-Schere CRISPR-Cas hat bereits im letzten Jahr von sich reden gemacht. Die Möglichkeit, gezielt Gene zu manipulieren, ließ dystopische Visionen vom „designten Menschen“ durch die Medien wabern. Eine der Hoffnungen jedoch, die sich an die Genschere knüpft, ist die Therapie von Erkrankungen. Nun berichteten Forscher im Journal „ Nature“ (Shipman SL et al.) allerdings von einem ganz anderen Anwendungsgebiet: der Datenspeicherung in der DNA.
Ist das nächste Speichermedium in der Reihe „Lochstreifen, Magnetband, Festplatte und SSD“ also die Erbsubstanz? Die ersten Bilder, die nun mittels CRISPR-Cas in die DNA von E. coli durch Hinzufügen von Nucleotiden geschrieben und wieder ausgelesen werden konnten, erinnern an die 8-Bit-Anfänge der Computerindustrie der 1970er Jahre, oder gar an ägyptische Hieroglyphen. Nachdem die Technik zunächst an einem einfachen Foto erprobt wurde, machten sich die Forscher an einen kurzen Videoclip einer galoppierenden Stute. Die GIF-Sequenz bestand aus fünf Bildern (2,6 Kilobyte), die mit einer Übertragungsrate von einem Bild pro Tag in die DNA einer E.-coli-Population geschrieben wurde.
Werden wir zukünftig nicht mehr mit USB-Sticks hantieren, sondernDaten in unserer eigenen DNA mit uns herumtragen? Jederzeit abrufbar? Mit automatischer Backup- Funktion (erledigt die Zellteilung ja quasi von ganz alleine)? eGK ade, weil alles im Patientenblut gespeichert ist?
So wie auch die großen Erfolge der Gentherapie (nach wie vor) auf sich warten lassen, werden auch bis zur routinemäßigen Datenspeicherung in der DNA noch viele Bits & Bytes elektrisch durch Kupferkabel fließen.
Ihr
Dr. med. Christian Bruer
Chefredakteur