Editorial

Praxis-Depesche 3/2017

Es wird nicht leichter, IT sei Dank!

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!
 
Vor genau einem Jahr fragten wir uns an dieser Stelle, ob die Tatsache, dass eine gesetzliche Krankenkasse zukünftig die elektronische Patientenakte führen möchte, nicht eine besorgniserregende Vision sei. Mittlerweile ist klar, die „Techniker“ wird IBM mit der Entwicklung eben jener E-Akte beauftragen.
Aber Moment mal, sollte nicht auch die eGK eine Art digitale Patientenakte werden, wenn auch zugegebenermaßen eine nur sehr rudimentäre? Die TK plant also bewusst, eine digitale Parallel-Infrastruktur zur eGK (und zu vielen anderen Projekten) aufzubauen. Interoperabilität? Fehlanzeige! IBM wurde der Öffentlichkeit in diesem Zusammenhang als „bewusst neutraler Partner“ angepriesen. Vielleicht ist der IT-Riese ja sogar so neutral, dass er die geplante E-Aktenlösung auch mit anderen Kassen an den Start respektive an den Patienten bringt und damit einen Quasi-Standard schafft.
Und auch noch in einem anderen Health-IT-Bereich plant ein „Neuling“ Disruption: Die KBV möchte IT-Anbieter werden und ein Praxisverwaltungssystem für Ärzte entwickeln. Aber bedarf es wirklich eines weiteren Anbieters, um niedergelassenen Ärzten das (IT-)Leben erträglicher zu gestalten? Wohl kaum.
Das alles sind Nachrichten zum Nachdenken, denn es sieht heute weniger denn je danach aus, dass sich die IT im Gesundheitswesen in die richtige Richtung entwickelt – nämlich weg von Insellösungen, hin zu Kooperation und übergreifenden „Smart-data-Anwendungen“, die Ärzten und Patienten von echtem Nutzen sind. Dass IT aber trotzdem heute schon Patienten helfen kann, lesen Sie in der Rubrik E-Health in dieser Ausgabe ab Seite 38: Zum Beispiel gibt es (einigermaßen valide) aktuelle Daten, dass die Einführung von digitalen Systemen (zumindest in bestimmten Klinikbereichen) sogar die Patientenmortalität senken kann. IT sei Dank!
 
Ihr
Dr. med. Christian Bruer
Chefredakteur

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