20. Schmerz- und Palliativkongress, Frankfurt, 2009

Praxis-Depesche 9/2009

Für Aktivisten der Schmerztherapie bleibt viel zu tun

Beim diesjährigen Schmerzkongress gab es Grund zu feiern: Seit 25 Jahren existiert die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie, der Deutsche Schmerz- und Palliativtag fand zum 20. Mal statt und die Frankfurter Selbsthilfegruppe als Keimzelle der Deutschen Schmerzliga wurde vor 20 Jahren gegründet. Seitdem hat es zwar deutliche Fortschritte auf dem Gebiet der Schmerzforschung und damit bei den diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten gegeben – zu viele Patienten mit chronischen Schmerzen sind aber nach heutigem Verständnis immer noch unterversorgt.

Auch wenn alle Schmerzpatienten seit 2005 einen gesetzlichen Anspruch auf eine qualifizierte Schmerzbehandlung nach den aktuellen Standards und Leitlinien haben, wird ein großer Teil der schätzungsweise 15 Millionen Patienten mit chronischen oder wiederkehrenden Schmerzen entweder gar nicht oder nicht ausreichend behandelt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es zu wenige Experten und keine flächendeckende Versorgung gibt. Der Bedarf ist groß und es dauert oft viele Jahre, bis Patienten zu einem Spezialisten kommen. In dieser Zeit brennen sich unzureichend behandelte Schmerzen im Zentralnervensystem ein; der Schmerz verselbstständigt sich und wird zur eigenständigen Schmerzkrankheit.

Expertenmangel, Gesundheitsfond

Dennoch gehören laut Dr. Marianne Koch, Präsidentin der Deutschen Schmerzliga, weder Schmerz- noch Palliativmedizin zu den Pflichtlehr- und Prüfungsfächern im Medizinstudium. Dabei könnten gut ausgebildete Ärzte in einem abgestuften Versorgungssystem in vielen Fällen durch eine frühzeitige und konsequente Therapie bei akuten und wiederkehrenden Schmerzen fatale Chronifizierungsprozesse verhindern. Hinzu kommt, dass die wenigen niedergelassenen Schmerztherapeuten – es gibt 500 spezialisierte Einrichtungen, nötig wären aber 3000 – aufgrund der aktuell schwierigen gesetzlichen Rahmenbedingungen in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdet sind, kritisierte Koch.

Schmerztherapie und Schlaf

Chronische Schmerzen bringen die Hälfte aller Schmerzpatienten um ihren Schlaf: Angefangen beim Nicht-Einschlafen-Können, über das Aufschrecken bei schmerzhaften Bewegungen, bis hin zu einer gestörten Schlafarchitektur mit weniger Tiefschlafphasen und zu frühem Aufwachen. Laut Dr. Michael Überall, Nürnberg, leiden viele Schmerzpatienten deshalb unter chronischer Tagesmüdigkeit. Die wiederum stört die Schmerzverarbeitung, d. h. es sinken Schmerzschwelle und Schmerztoleranz. Damit schließt sich ein Teufelskreis, erklärte der Schmerztherapeut: Schlechter Schlaf verschlimmert den Schmerz und dieser stört wieder den Schlaf.

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