American-Football-Spieler

Praxis-Depesche 5/2016

Je früher, desto doofer? Das gilt!

Bei Tacklings beim American Football kann es zu massiven Krafteinwirkungen auf den Kopf kommen. Sollten sich Kinder unter zwölf Jahren dem besser entziehen? Unbedingt, legen die Ergebnisse von Julie M. Stamm aus Boston nahe. Aber was ist eigentlich mit Kopfbällen beim Kinder-Fußball?

Stamm untersuchte 42 frühere NFL-Football- Spieler (Alter 40 bis 69 Jahre) und unterzog sie einer ausführlichen kognitiven Untersuchung. Danach teilte sie die Ex-NFL-Player in zwei Gruppen ein: jene, die bereits mit einem Alter von weniger als zwölf Jahren Tacklings beim Football ausgesetzt waren, und jene, die erst mit zwölf Jahren oder später damit anfingen.
Die Spieler der Gruppe „<12“ schnitten in allen Tests durchgängig signifikant schlechter ab als jene der Gruppe „12+“. Dabei wurde auch ins Kalkül gezogen, wie alt sie bei der Evaluation ihrer geistigen Fähigkeiten waren und wie viele Jahre sie insgesamt Football gespielt hatten. Es scheint also bezüglich der späteren Kognitionsverschlechterung wichtig zu sein, in welchem Alter die wiederholten Kopfverletzungen beginnen, und weniger, wie lange insgesamt im Leben Football gespielt wird (vor dem zwölften Geburtstag befindet sich das Gehirn offensichtlich in einer wichtigen, vulnerablen Entwicklungsphase).
Und was ist mit Kopfbällen beim Fußball? Auch über die Assoziation dieser häufig spannenden und den Spielverlauf entscheidenden Spielzüge mit Gehirnschädigungen und Kognitionsverschlechterung wurde zuletzt diskutiert (z. B. Lipton ML et al., 2013: „Kopfbälle sind mit Mikroveränderungen der weißen Substanz und kognitiven Auffälligkeiten verbunden“). Allerdings scheinen nicht immer die Kopfbälle selbst, sondern häufig der Kontakt des Kopfes mit dem Gegner gefährlich zu sein (Comstock RD et al., 2015; JAMA Pediatrics). Der US-Fußballverband hat das Kopfballspiel für Kinder bis zehn Jahre komplett verboten, bis 13 darf im Training in den USA nicht geköpft werden. Und auf der Website des Deutschen Fußballbundes findet sich ein Interview zum Thema mit der Neurologin Dr. Nina Feddermann-Demont, Universitätsspital Zürich: Es sei nicht erwiesen, dass das Kopfballspiel per se in irgendeiner Weise eine gesundheitsschädliche Auswirkung auf das Gehirn habe, so Feddermann-Demont. Wer bis zu einem Alter von elf Jahren das Kopfballspiel unterbinde, verhindere das erfolgreiche Erlernen der Kopfballtechnik. Feddermann-Demont weiter: Ballgröße, Ballgewicht und Technik sollten hingegen immer wieder überprüft werden. CB
Quelle:

Stamm JM et al.: Age of first exposure to football and later-life cognitive impairment in former NFL players. Neurology 2015; 84: 1114-20

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