Patienten mit Depressionen gehen oft langsam, lassen die Arme kaum schwingen und den Körper mehr zur Seite und weniger auf und ab schwanken. Ihre Haltung ist meist zusammengesunken und nach vorn geneigt. Ein weiteres Charakteristikum depressiver Patienten ist, dass sie sich i. d. R. an negative Botschaften besser erinnern können als an positive (affektive Verzerrung der Erinnerungen).
Aus bisherigen Studien weiß man, dass bestimmte Bewegungsmuster die affektive Erinnerung beeinflussen können. Daher ließen Forscher 39 Studenten bei konstanter Geschwindigkeit auf einem Laufband gehen und dabei per Kamera filmen. Diese „Baseline-Gangart“ wurde den Teilnehmern als ein zentraler Punkt einer Skala auf einem Bildschirm angezeigt. Danach sollten die Studenten verschiedene Gangarten ausprobieren, um den Punkt möglichst weit in eine vorgegebene Richtung zu verschieben. Den Gehern war dabei nicht bewusst, dass der Punkt nur durch eine für glückliche bzw. traurige Menschen typische Gangart nach rechts oder links verschoben werden konnte. Während des Gehens wurden den Studenten jeweils 20 negativ bzw. positiv konnotierte Wörter aufgezählt, die sie nach acht Minuten ohne vorherige Ankündigung nach Möglichkeit wiedergeben sollten.
Bei typisch depressiver Gangart erinnerten sich die Studenten an 5,47 positive und 5,63 negative Attribute. Im Vergleich erinnerten sich glückliche Geher im Schnitt an 2,2 positive Worte mehr und an 0,16 negative Worte weniger. Je „glücklicher“ die Gangart war, desto größer war der positive Verzerrungseffekt der Erinnerungen (r=0,49; p<0,01). Verglichen mit der depressivsten „Gangart, verringerte sich die Zahl“ erinnerter negativer Begriffe beim glücklichsten Gehen um mehr als das Dreifache. OH