Plötzlicher Kindstod SIDS

Praxis-Depesche 6/2018

Muskel-Kanalopathie als Risikofaktor

Der plötzliche Kindstod beschreibt den unvermittelten Tod eines gesund wirkenden Neonaten ohne erkennbare Ursache. Ein bisher unbekannter Risikofaktor sind einer Studie zufolge dysfunktionale Natriumkanäle in der Atemwegsmuskulatur.

Das Versagen der Atemwegsfunktion spielt beim plötzlichen Kindstod vermutlich eine zentrale Rolle. Gesteuert wird die Atemwegsmuskulatur durch den spannungsabhängigen Natriumkanal-Typ NaV1.4, der durch das Gen SCN4A codiert wird. Funktionsverändernde Mutationen in diesem Gen manifestieren sich typischerweise u. a. als Myotonie oder angeborenem myasthenischem Syndrom. 
Dass mutierte SCN4A-Varianten auch das Risiko für plötzlichen Kindstod erhöhen können, beweist eine Genanalyse von 278 Fällen von plötzlichem Kindstod im Vergleich zu 729 altersgleichen gesunden Kontrollen. Während dysfunktionale SCN4A-Varianten bei keinem der Kontrollkinder festgestellt wurden, waren sie mit vier Fällen bzw. 1,4% bei den an plötzlichem Kindstod verstorbenen Kindern signifikant überrepräsentiert (p=0,0057).
Alle vier SCN4A-Mutationen sorgten für Änderungen im Aktionspotenzial und in der Reizweiterleitung an die Atemmuskulatur. Dass die Atemwegsfunktion des Mutation-tragenden Kindes zunächst unauffällig erscheint, liegt vermutlich daran, dass die Mutationen erst nach Abschluss bestimmter Entwicklungsschritte greifen. OH
Quelle:

Männikkö R et al.: Dysfunction of NaV1.4, a skeletal muscle voltage-gated sodium channel ... Lancet 2018; 391: 1483-92

ICD-Codes: R95

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