Ein Screening auf kolorektale Karzinome wird in den meisten Leitlinien ab dem 50. Lebensjahr empfohlen. In den letzten Jahrzehnten ist aber auch die Inzidenz bei jüngeren Patienten deutlich angestiegen. Um Risikopatienten in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen identifizieren zu können, entwickelten Forscher in Korea einen einfachen Risikoscore.
Basis für das Risikomodell bildete eine Kohorte von 1844 asymptomatischen 40- bis 49-Jährigen, die in einem südkoreanischen Krankenhaus erstmals zur Screening-Koloskopie vorstellig wurden (Durchschnittsalter 44,8 Jahre, 59% Männer). Alle bei der Untersuchung entdeckten Polypen wurden entfernt oder biopsiert und genau dokumentiert. Adenome mit Durchmesser ≥10 mm, tubuläre Adenome mit hochgradiger Dysplasie sowie tubulovillöse oder villöse Adenome und Kolorektalkarzinome wurden als fortgeschrittene Adenome gewertet.
Insgesamt wiesen 20% der Patienten kolorektale Neoplasien auf, davon 11,4% mit Durchmesser ≥10 mm. In 96% der Fälle handelte es sich um niedriggradige tubuläre Adenome. 4% hatten eine fortgeschrittene Neoplasie, darunter zwei Patienten ein Karzinom. Aus den Daten ermittelten die Forscher fünf unabhängige Risikofaktoren, aus deren Summe sich ein Risikoscore für das Auftreten fortgeschrittener Adenome errechnen lässt (Gesamtscore 0-9):
- Alter 45 bis 49 Jahre (+1)
- Geschlecht männlich (+2)
- positive H.-pylori-Serologie (+2)
- Triglyzeridspiegel ≥200 mg/dl (+2)
- HDL-Spiegel <40 mg/dl (+2)
Die zuverlässigsten Ergebnisse wurden bei einem Grenzwert ≥4 Punkten erreicht (Sensitivität 78%, Spezifität 56%). Validiert wurde der Score an einer zweiten Patientengruppe mit 937 Teilnehmern. Bei einer Scoregrenze ≥4 wurden 43% als Patienten mit hohem Risiko für fortgeschrittene kolorektale Adenome identifiziert (Sensitivität 79%, Spezifität 58%). OH