Antikoagulations-Management

Praxis-Depesche 10/2015

Wie geht es nach der GI-Blutung weiter?

Unter einer Antikoagulationstherapie kann es zu gastrointestinalen Blutungen kommen. Ist die akute Situation geklärt, stellt sich die Frage, ob man die blutverdünnende Medikation bei Entlassung wieder ansetzen sollte.

Kommentar

Die meisten Thromboembolien traten zwischen Woche 2 und 8 nach Entlassung auf, die meisten GI-Rezidivblutungen innerhalb der ersten 14 Tage. Daraus könnte man die Strategie ableiten, die Antikoagulation falls nötig für maximal zwei Wochen zu stoppen und diese dann nicht später als 14 Tage nach Entlassung wieder anzusetzen.

Redaktion Praxis-Depesche
Um diese Frage zu klären, untersuchten Autoren aus Boston 197 Patienten, die wegen einer GI-Blutung unter Antikoagulationstherapie stationär aufgenommen werden mussten. 75% hatten Warfarin, 8% Enoxaparin, 6% Dabigatran, 6% Rivaroxaban, 6% unfraktioniertes Heparin und 1% Apixaban erhalten. Der das Apoplexrisiko bestimmende CHADS2-Score bei Aufnahme betrug 3 (= 5,9% jährliches Risiko), der HAS-BLED ebenfalls 3 (= mittleres Blutungsrisiko).
Während des stationären Aufenthaltes lag der mittlere niedrigste Hb-Wert bei 7,7 g/dl, 63% der Patienten benötigten EK. Entsprechend der Einschätzung der Behandler (also nicht randomisiert) wurde bei Entlassung entweder die Antikoagulation wieder angesetzt (61%) oder darauf verzichtet (39%). Nach 90 Tagen rief man die Patienten zu Hause an und befragte sie.
Eine weitergeführte Blutverdünnung senkte das Risiko von Thrombosen signifikant um 88%. Bei Patienten mit konsumierenden Erkrankungen war das Thromboserisiko dabei generell versechsfacht. Das wichtigste Ergebnis der Untersuchung war, dass die Fortführung der Antikoagulation nicht zu einer signifikant erhöhten Rate an Folge-GI-Blutungen führte (HR 2,17; 95% KI 0,861-6,67; p=0,10). Eine nach Substanzen stratifizierte Auswertung erfolgte dabei nicht. Das Schlaganfallrisiko war in der Gruppe, die weiter antikoaguliert wurde, numerisch größer (CHADS2 3 vs. 2; p=0,06), das Blutungsrisiko ebenfalls (HAS-BLED 3 vs. 2,5; p=0,09). Die während des Follow up aufgetretenen Todesfälle (immerhin 8%) waren nicht durch GI-Blutungen oder Thrombosen bedingt. CB
Quelle:

Sengupta N et al.: The risks of thromboembolism vs. recurrent gastrointestinal bleeding after interruption of systemic anticoagulation in hospitalized inpatients with gastrointestinal bleeding: a prospective study. Am J Gastroenterol 2015; 110: 328-35

ICD-Codes: K92.2

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