Typ-1-Diabetes

Praxis-Depesche 11-12/2018

80 Jahre zu spät

Der Typ-1-Diabetes manifestiert sich in der Regel im Kindes- oder Jugendalter. Dieser Fallbericht einer 93-jährigen Frau mit neu diagnostizierter Typ-1-Erkrankung macht deutlich, wie wichtig eine korrekte Diagnosestellung ist.

Die hochbetagte Patientin präsentierte sich mit Polydipsie, Polyurie, Ketoazidose und Hyperglykämie. Sie wies zudem eine positive Familienanamnese für Diabetes auf und berichtete von ungewolltem Gewichtsverlust. Ihr Blutglucosespiegel lag bei 810 mg/dl, in der Blutgasanalyse ließ sich ein pH von 7,29 und ein Bikarbonat von 12,5 mmol/l nachweisen. Weitere Tests ergaben eine eingeschränkte Nierenfunktion bei einem Kreatinspiegel von 2,3 mg/dl. Der HbA1c der Patientin war mit 9,4% deutlich erhöht. Ein Pankreastumor wurde per abdominellem CT ausgeschlossen.
Zur genaueren Differenzierung wurde eine Antikörper-Analyse durchgeführt. Es konnten erhöhte GAD-Autoantikörper (200 U/ml) nachgewiesen werden. Dieser Nachweis deutete auf einen autoimmun-vermittelten Typ-1-Diabetes als Diagnose hin. Die Patientin wurde entsprechend mit einer adäquaten Insulin-Therapie behandelt.
Es gibt wenig Evidenz für das plötzliche Auftreten von autoimmun-vermitteltem Typ-1-Diabetes bei Erwachsenen, vor allem im weit fortgeschrittenen Alter. Eine korrekte Differenzierung zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes ist für die Therapie enorm wichtig, wie der Fall vor Augen führt. SB
Quelle:

Oriot P et al.: Sudden onset of immune-mediated type 1 diabetes mellitus in a 93-year-old woman: a case report. Acta Diabetol 2018; Epub Jun 6; doi: 10.1007/s00592-018-1170-7

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