Moralisch (in)diskutabel?

Praxis-Depesche 1-2/2018

Achtung, die Sexroboter kommen!

Die ersten Sexroboter sind auf dem Markt, und vermutlich werden sie bald auch günstiger und damit verbreiteter. Höchste Zeit also, sich ernsthafte Gedanken über ihren Stellenwert in der Gesellschaft zu machen.

Die neuesten Sexroboter sind technologisch beeindruckend, denn sie können weit mehr als die „einfachen“ Sex-Gummipuppen früherer Jahre. Sie können zwar nicht laufen, aber sexuelle Funktionalität simulieren und darüber hinaus sprechen, sich den Bedürfnissen ihres Nutzers anpassen und mit Gesichtserkennung sogar dessen Stimmung wahrnehmen. „Zu begehren und begehrt werden zu wollen ist menschlich. Eine echte Beziehung können die Roboter aber nicht ersetzen“, so Prof. Noel Sharkey, Sheffield, Kodirektor der Foundation for Responsible Robotics. Denn die Roboter können zwar einen Orgasmus simulieren und persönliches Interesse vorgaukeln, letztendlich bleibt es aber eine Täuschung. Schwierig ist vor allem die Frage, ob die Sexroboter bestimmten Fetischgruppen vorbehalten bleiben sollen, oder ob eine allgemeine Verbreitung erlaubt werden soll. Die Roboter könnten durchaus sinnvoll eingesetzt werden, so die Autoren, um z. B. die sexuellen Bedürfnisse körperlich eingeschränkter oder älterer Menschen zu erfüllen. Therapeutisch könnte man sie bei erektiler Dysfunktion, vorzeitiger Ejakulation oder Sexangst einsetzen. Was aber ist z. B. mit der Therapie von Sexualstraftätern und Pädophilen? Die meisten Experten gehen davon aus, dass die lebensechten „Sexbots“ solche Verhaltensweisen eher verstärken würden, ebenso wie die kaum wünschenswerte gesellschaftliche Objektifizierung von Frauen. Aus Sicht von Sharkey sollten vor allem Sexroboter, die den Pädophilie-Markt bedienen, verboten werden. Tatsächlich hat sich einer der fünf existierenden Hersteller aber auf genau solche kindlich wirkenden Sexroboter spezialisiert. OH

Quelle:

Torjesen I: Society must consider risks of sex robots, report warns. BMJ 2017; 358; j3267

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