Chronisch Schmerzkranke

Praxis-Depesche 16/2002

Ärzte unterschätzen Schmerzen häufig

Je stärker die Schmerzen des Patienten sind, desto mehr irren sich Ärzte in ihrer Beurteilung - so das Ergebnis einer neuen finnischen Studie. Dies führt in vielen Fällen zu einer ineffektiven Schmerztherapie.

Ärzte und Patienten markierten jeweils auf einer visuellen Analogskala mit einer Abstufung von "kein Schmerz" (Grad 1) bis "stärkster vorstellbarer Schmerz" (Grad 5) die Schmerzintensität. 44% der Ärzte verschätzten sich beim stärksten Patienten-Schmerz um zwei Grade, um einen Grad irrten sich fast 38%. "Je stärker der Patient seine Schmerzen einschätzte, desto mehr irrten sich die Ärzte mit ihrer Beurteilung", fasst Gerhard Müller-Schwefe, Präsident des Schmerztherapeutischen Kolloquiums, die Ergebnisse zusammen. Bei einem solchen Missverhältnis ist nach Ansicht des Experten keine effektive Schmerztherapie möglich. Dies gelte ganz besonders für den häufigsten Schmerz überhaupt, den Bewegungsschmerz. Etwa 80% der Schmerzen hängen mit Störungen des Bewegungsapparates zusammen. Allerdings erhalten nur 10% der Patienten eine ausreichende Schmerztherapie, z. B. mit Opioiden wie Oxycodon. Um Schmerzintensität und Wirksamkeit der veranlassten Therapie zu erfassen, sollte der Patient mit seinem Arzt regelmäßig eine Schmerzskala benutzen. Damit dieses Messinstrument endlich routinemäßig in Arztpraxen eingesetzt wird, starten die Deutsche Schmerzliga und das Schmerztherapeutische Kolloquium jetzt eine bundesweite Aufklärungskampagne. (UB)

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