Irgendwie unangenehm

Praxis-Depesche 2/2024

Ärztinnen und Ärzte auf dem Behandlungsstuhl

Auch Ärztinnen und Ärzte werden mal krank. Viele von ihnen suchen dann aber nur ungern selbst eine Arztpraxis auf. Irgendwie fühlen sich die Rollen vertauscht an, und manchmal entsteht eine unangenehme Spannung im Raum. Auch als Behandelnder kann es sich seltsam anfühlen, wenn man eine Fachkollegin oder einen Fachkollegen auf dem Patientenstuhl vor sich hat. Ein Review gibt ein paar Ratschläge an die Hand, um diese besondere Situation zu entspannen.

Viele Ärzt:innen scheuen vor allem den Gang zur Hausarztpraxis – weil sie kleinere Erkrankungen und Probleme selbst behandeln können, weil sie sich lieber direkt an einen Kollegen oder eine Kollegin im eigenen Praxisumfeld wenden,oder weil schlichtweg die Zeit fehlt, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern. Oft schwingt aber auch ein gewisser Berufsethos der Unver wundbarkeit mit – manch einer schämt sich, ein Patient bzw. Patientin zu sein. So ergab eine Umfrage des Royal Australian College of General Practitioners aus dem Jahr 2019, dass 41 %der Hausärzt:innen in den letzten zwei Jahren die Inanspruchnahme einer Behandlung oder Versorgung hinausgezögert hatten, und mehr als ein Viertel von ihnen gab an, dass dies darauf zurückzuführen sei, dass sie sich bei der Behandlung durch andere Hausärzt:innen unwohl fühlten.

Peinlich, peinlich!

Umgekehrt kann es beängstigend und herausfordernd sein, Patient:innen zu behandeln, die selbst Ärzt:innen sind, sei es, weil es einem die eigene Verletzbarkeit vor Augen führt oder weil man Kritik fürchtet. Vor allem, wenn die zu behandelnde Person mehr Facherfahrung hat als man selbst, kann das für Verunsicherung sorgen. Die Folge können unnötig viele Tests und Untersuchungen sein, mit welchen man versucht, die eigene Kompetenz zu demonstrieren oder Fehler zu vermeiden. Hinzu kommt die Befürchtung, das Gegenüber zu verärgern oder in Verlegenheit zu bringen, weshalb Fragen zu schambehafteten Themen wie Alkohol- und Drogenkonsum, Beziehungen und sexuelle Probleme sowie psychische Gesundheit und Selbstmedikation gerne mal bei der Anamnese ausgelassen werden. Auch werden besonders intrusive oder unangenehme Tests wie z. B. Rektaluntersuchungen häufig bewusst vermieden, wenn es sich bei Patient:innen um Berufskolleg:innen handelt.

Oft ist es auch schwierig, die richtige Kommunikationsebene zu finden. Unter Berufskolleg:innen kann die Beziehung schnell ins Persönliche abgleiten, oder der Versuch, dem Gegenüber möglichst professionell entgegenzutreten, führt zu einem unangenehm kühlen Arzt-Patient-Verhältnis.

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