Mann mittleren alters zeigt seine Handflächen und seinen Oberkörper mit Affenpocken.

Dreifache Koinfektion

Praxis-Depesche 6/2023

Affenpocken, SARS-CoV-2 und HIV im Triple

Der Patient: Ein 36-Jähriger mit Fieber, Grippeartigen Symptomen und Exanthem mit schmerzhaften Bläschen
Zusammenfassung
Seit Anfang 2023 werden zunehmend Fälle des Affenpockenvirus beschrieben, häufig im Zusammenhang mit gleichzeitig auftretenden sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt durch engen Kontakt mit infektiösem Material von Hautläsionen, Fomiten, Samenflüssigkeit und oropharyngealen Sekreten. Die meisten Fälle wurden bei Männern mit sexuellem Kontakt zu anderen Männern registriert. COVID-19 teilt mit Affenpocken sowohl die Übertragung durch Tröpfcheninfektion als auch die Grippe-artigen Symptome. Daher kann es in der Praxis schwierig sein, die richtige Diagnose zu stellen.

Präsentation: Der Patient entwickelte neun Tage nach einem Aufenthalt in Spanien Fieber, Kopf- und Halsschmerzen, Müdigkeit, und Lymphadenomegalie rechts in der Leistengegend. Zeitgleich mit einem positiven SARS-CoV-2-Test wenige Tage später bekam er einen Ausschlag am linken Arm. Es bildeten sich kleine schmerzhafte Bläschen, umgeben von einem erythematösen Lichthof, an Rumpf, den unteren Gliedmaßen, im Gesicht und am Gesäß. Die Bläschen breiteten sich weiter aus und begannen, sich zu nabelartigen Pusteln zu entwickeln, woraufhin sich der Patient im Krankenhaus vorstellte.

Diagnostik und Therapie: Der Patient war 2019 wegen Syphilis behandelt worden; ein HIV-Test im September 2021 war negativ. Er war zweifach gegen SARS-CoV-2 geimpft und war einige Monate danach erstmals an COVID-19 erkrankt. Er gab an, während seines Aufenthalts in Spanien ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Männern gehabt zu haben. Der Patient präsentierte sich mit Fieber (37,5 °C) und grippalen Symptomen. Sein Körper, einschließlich der rechten Handfläche und der perianalen Region, war mit Hautläsionen in verschiedenen Stadien übersät (Abb. 1 A bis D). Die Mundschleimhaut war normal, mit Ausnahme einer bilateralen Tonsillenhypertrophie. Es wurden eine mäßige Hepatosplenomegalie und ein vergrößerter (2 cm), hypomobiler und schmerzhafter Lymphknoten in der rechten Leistengegend festgestellt. Das Labor ergab erhöhte Werte von C-reaktivem Protein, Fibrinogen und Prothrombinzeit. Abstriche von Pustel-Exsudat und Nasopharynx-Sekret ergaben positive Testergebnisse für das Affenpockenvirus (westafrikanischer Typ) und SARS-CoV-2 (Variante BA.5.1). Bei Testung auf weitere sexuell übertragbare Infektionen (STI) fiel zudem der HIV-1-Test mit einer Viruslast von 234.000 Kopien/ml positiv aus. Die CD4+-Lymphozytenzahl lag im Normalbereich.

Am dritten Tag nach der Aufnahme begannen sich fast alle Hautläsionen zu Krusten zu entwickeln, und es traten keine neuen Läsionen auf. Es wurde i.v. Sotrovimab 500 mg infundiert. Am fünften Tag waren fast alle konstitutionellen Symptome verschwunden und die Laborwerte normal. Der Patient wurde in die häusliche Isolation entlassen. Ein weiterer Affenpockentest eine Woche später war erneut positiv. Die Krusten waren fast vollständig abgeheilt und hinterließen eine kleine Narbe (Abb. 1 E bis H). Zur HIV-Behandlung wurde eine Therapie mit Dolutegravir/Abacavir/Lamivudin eingeleitet.

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