Arzt-Depesche

Aktuelle immunonkologische Therapieoptionen bei Krebserkrankungen des Magen-Darm-Trakts

Auf einem Symposium im Rahmen des Kongresses der European Society for Medical Oncology (ESMO) referierten und diskutierten deutsche und spanische Experten über die neuesten Entwicklungen in der Immunonkologie bei gastrointestinalen Krebserkrankungen. Im Anschluss an die Vorträge wurden Fallbeispiele diskutiert.
Dr. Peter Thuss-Patience, Charité - Universitätsmedizin Berlin, referierte über immuntherapeutische Fortschritte in der Behandlung des Ösophaguskarzinoms (EC). Er stellte fest, dass aktuelle Daten aus sechs randomisierten Phase-3-Studien den Einsatz einer Anti-PD (progammed cell death protein)-1-Therapie in Kombination mit einer platinbasierten dualen Chemotherapie oder einer Anti-CTLA-4 (cytotoxic T-Lymphocyte-associated protein 4)-Therapie als Erstlinientherapie (1L) beim EC, insbesondere beim Plattenepithelkarzinom des Ösophagus (ESCC), unterstützen. Der Nutzen zeigte sich hauptsächlich bei PD-L1 (PD-Ligand 1)-positiven Tumoren, allerdings mit einigen Ausnahmen. Er merkte an, dass die Verwendung unterschiedlicher Methoden zur Bewertung von PD-L1 in verschiedenen Studien die klinische Praxis erschwert, insbesondere in Europa, wo die Zulassung auf PD-L1-positive Tumoren beschränkt ist. Dr. Thuss-Patience betonte auch, dass die Anti-PD-1-Monotherapie als Zweitlinientherapie (2L) beim CRC in Betracht gezogen werden kann, obwohl der Nutzen nach einer Erstlinien-Immuntherapie noch unklar ist. Nivolumab (NIVO) ist unabhängig von PD-L1 zugelassen, obwohl ein erhöhter Nutzen bei PD-L1-positiven Patienten beobachtet wurde. Tislelizumab (TISLE) ist in der EU unabhängig von PD-L1 zugelassen, in den USA noch nicht. Pembrolizumab (PEMBRO) hingegen ist in der EU nicht zugelassen, jedoch in den USA für Patienten mit ESCC und einem PD-L1 CPS ≥ 10.
Dr. Tania Fleitas, Universitätsklinikum Valencia, Spanien, fasste aktuelle Studienergebnisse und laufende klinische Studien zur Immunonkologie in der Behandlung des Magenkarzinoms (GC) zusammen. Sie betonte die Bedeutung von Biomarkertests für die Therapieentscheidung bei fortgeschrittenem GC und Krebs des gastroösophagealen Übergangs (GEJC). Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) haben die Ergebnisse bei fortgeschrittenem Ösophaguskarzinom, GEJC und Adenokarzinom des Magens (AC) verbessert, insbesondere bei PD-L1-positiven Patienten und solchen mit hoher Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H), so dass sich diese inzwischen als neue Therapiestandards etabliert haben. Zolbetuximab hat die Ergebnisse bei Patienten mit Claudin 18.2 (CLDN18.2)-positivem GC/GEJC verbessert und wird sich wahrscheinlich bald als neuer Standard in der Behandlung etablieren. Die Kombination von ICI und Chemotherapie erwies sich präoperativ als sicher und führte zu einer Tumorschrumpfung, insbesondere bei PD-L1-positiven und MSI-H-Patienten. Derzeit laufen Studien zur Kombination von ICI mit neuen zielgerichteten Therapien.
Dr. Maria Elena Élez Fernández, Vall d‘Hebron University Hospital, Barcelona, sprach über Fortschritte in der Immunonkologie bei der Behandlung des kolorektalen Karzinoms (CRC). Sie betonte, dass ICI in Kombination mit monoklonalen Antikörpern (mAB) bei MSI-metastasiertem Kolorektalkarzinom (mCRC) wirksamer sind als Chemotherapie. Pembrolizumab (PEMBRO) ist von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) für MSI-mCRC in der Erstlinientherapie und für vorbehandelte Patienten zugelassen, - Nivolumab (NIVO) in Kombination mit Ipilimumab (IPI) ist von der EMA für vorbehandelte Patienten mit MSI-mCRC zugelassen. Sie erklärte, dass die optimale Kombination und Dauer der Therapie noch evaluiert werden müsse, sowohl für die alleinige Anti-PD-(L)1-Therapie im Vergleich zur Kombination aus dualer IPI-Blockade mit Anti-PD-1/CTLA-4 als auch hinsichtlich der optimalen Dosierung und Dauer der Behandlung. Die Kombination mit anderen Behandlungsstrategien wie Chemo- und Strahlentherapie sowie weitere ICI-Kombinationen und Strategien mit neuen Zielmolekülen oder Agonisten stimulierender Signalwege sind derzeit noch Gegenstand der Forschung.
Die Referenten waren sich einig, dass ein besseres Verständnis der Mechanismen angeborener und erworbener Resistenzen dringend erforderlich ist, um die Wirksamkeit der Immunonkologie in der Behandlung gastrointestinaler Krebserkrankungen weiter zu verbessern.
Quelle: SYMPOSIUM: Immuno-Oncology Landscape for Gl Cancers: Perspectives on Current Practices and Recent Advances, Madrid ESMO 2023, 21. 9.2023.
Veranstalter: BMS

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x