Akutes Koronarsyndrom

Praxis-Depesche 11/2014

Ansatz an der Atherosklerose

Trotz aller Therapiemöglichkeiten kommt es nach einem akutem Koronarsyndrom (ACS) oft zu Rezidiven. Deshalb geht die Suche nach pathophysiologisch begründeten Therapieansätzen weiter.

Entzündliche Prozesse spielen, das ist schon lange bekannt, eine wichtige Rolle bei der Progression der KHK. In atherosklerotischen Koronar- Plaques findet man Entzündungszellen, und ein hohes koronares Risiko geht mit erhöhten Entzündungsmarkern im Blut einher. Antientzündliche Effekte tragen, so wird von vielen Autoren vermutet, zum günstigen Effekt der Statine bei Koronarinsuffizienz bei. Die Annahme liegt sehr nahe, dass man mit antiinflammatorischen Maßnahmen den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Die sekretorischen Phospholipasen A2 (sPLA2) stellen eine Familie von Enzymen dar, von denen einige Isoformen (Gruppen IIA und V) durch Hydrolyse bestimmter Fettsäuren bioaktive, proentzündliche Lipidarten generieren (andere Isoformen wirken antientzündlich). Ein unspezifischer pan-sPLA2-Inhibitor, Varespladib, entfaltete in Tierversuchen günstige Wirkungen auf atherosklerotische Läsionen. Die Substanz senkte bei KHK-Patienten die IIA-Isoform um mehr als 90% und reduzierte LDL-Cholesterin und CRP. Aufgrund dieser vielversprechenden Ergebnisse wurde die VISTA-16-Studie konzipiert, in der ACS-Patienten für 16 Wochen die Wirksubstanz (n = 2572) oder Plazebo (n = 2573) erhielten. Bei einer geplanten Zwischenanalyse wurde die laufende Studie überraschend abgebrochen, weil unter Verum ähnlich viele kardiovaskuläre Ereignisse auftraten wie unter Plazebo (6,1% bzw. 5,1%). Bei der Herzinfarktrate und einem sekundären Endpunkt schnitt der Wirkstoff Varespladib sogar signifikant schlechter ab als Plazebo. Warum die Substanz versagt, bleibt zunächst unklar. Vermutungen gibt es dennoch; es könnte ihre spezielle Wirkung schuld sein oder die Tatsache, dass sie eben unspezifisch die sPLA2-Enzyme hemmt, auch die „guten“. WE

Quelle:

Nicholis SJ et al.: Varespladib and cardiovascular events in patients with an acute coronary syndrome. The VISTA-16 randomized clinical trial. JAMA 2014; 311: 252-62

ICD-Codes: I24.9

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