Schnell zur Entscheidung

Praxis-Depesche 10/2014

Antibiose bei akuter Pharyngitis?

Akute Halsschmerzen führen Patienten (und deren Eltern) überwiegend mit dem Anliegen in die Praxis, schnell lokale Schmerzen zu lindern. Manchmal gilt es aber, mehr als das zu behandeln.

Die Pharyngitis und deren führendes Symptom „Halsschmerz“ verursacht in der Praxis eine hohe Arbeitslast. Immer wieder werden Nicht-A-Streptokokken-Pharyngitiden antibiotisch behandelt – unter anderem weil die meisten Patienten wegen einer Schmerzbehandlung ärztlichen Rat suchen und viele nach einem Antibiotikum verlangen. Bei Patienten, die sich mit Halsschmerzen in der Praxis vorstellen, gilt es zunächst Erkrankungen auszuschließen, die einer sofortigen Notfallbehandlung bedürfen: parapharyngeale Infektionen, Peritonsillarabszess, submandibulärer Abszess und Epiglottitis. Danach wird entschieden, ob tatsächlich eine Antibiose notwendig ist. Hier gilt, dass nur eine Infektion mit Beta-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A die Gabe von Penizillin zur Vermeidung von Komplikationen rechtfertigt. Hinweise auf A-Streptokokken sind: Winter und beginnender Frühling, Alter zwischen fünf und 15, schneller Beginn heftiger Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Fieber ohne Husten und Rhinorrhoe, Tonsillenerythem, geschwollene vordere Halslymphknoten, Petechien am weichen Gaumen und rot-geschwollene Uvula. Tonsillektomierte Patienten können diese Symptome in abgemilderter Form zeigen. Wenn die Klinik für A-Streptokokken spricht, sollte ein Abstrich von beiden Tonsillen und hinterem Pharynx und ein Streptokokken- Schnelltest erwogen werden. Zur Schmerztherapie werden bei Erwachsenen ASS und NSAR empfohlen, bei Kindern nur NSAR. Paracetamol ist hier zur Schmerzbekämpfung keine erste Wahl. Glukokortikoide sollten Patienten vorbehalten bleiben, die extreme Schmerzen haben oder nicht mehr schlucken können. CB

Quelle:

Weber R: Pharyngitis. Prim Care Clin Office Pract 2014; 41: 91-8

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