E-Kardiotokographie mit Ampel

Praxis-Depesche 7/2017

Automatische Analyse ohne Nutzen

Inwieweit computerunterstützte medizinische Entscheidungen das Outcome von Patienten verbessern, wird immer wieder hinterfragt. Nun fand eine große Studie in der Geburtshilfe keinen positiven Effekt für ein automatisiertes Ampel-Warnsystem bei der Kardiotokographie.

Kommentar

An der (großen) Zahl der eingeschlossenen Patientinnen hat es wohl nicht gelegen, dass man für die computergenerierten Warnmeldungen keinerlei Effekt nachweisen konnte. Wenn man allerdings im Rahmen der Studie nicht definiert, welche Aktionen auf die Warnungen folgen sollen, kann man das auch nicht erwarten – die Kardiotokographie ist ein Diagnostikum und keine therapeutische Modalität. Außerdem waren die Ärzte ja vielleicht allein aufgrund der Studienteilnahme bereits sensibilisiert und achteten daher auch im Vergleichsarm ohne Ampelalarme vermehrt auf kritische Zeichen während des Geburtsvorgangs.

Redaktion Praxis-Depesche
In England und Irland wurden über 46 000 Schwangere randomisiert, während der Geburt entweder zusätzlich von einem Computersystem überwacht zu werden (n = 22 987) oder nicht (n = 23 055). Der Computer analysierte die Daten der fetalen Herzfrequenz und der Wehenschreibung. Anhand eines Algorithmus generierte das System daraus Warnmeldungen für die Geburtshelfer: blau = wenig kritischer Alarm, gelb = Alarm mittlerer Schwere und rot = höchst kritische Warnung. Die Entscheidung, welche Aktionen auf die Alarme folgten, oblag den Ärzten und war nicht festgelegt.
Man fand keinerlei Unterschiede zwischen den beiden Gruppen bezüglich des primären kombinierten Endpunktes (= schlechtes neonatales Outcome, z. B. Totgeburt, neonataler Tod, neonatale Enzephalopathie. Insgesamt „erreichten“ in jeder der beiden Gruppen 0,7% der Babys diesen primären Endpunkt. Mit zwei Jahren wiesen die Kinder ebenfalls keinen Unterschied in ihrer Entwicklung auf. CB
Quelle:

INFANT Collaborative Group: Computerised interpretation of fetal heart rate during labour (INFANT): a randomised ... Lancet 2017; 389: 1719-29

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