Hodentumor mit toxischer Wirkung

Praxis-Depesche 24/2000

b-HCG aus dem Tumor bringt die Schilddrüse auf Hochtouren

Ein junger Mann mit typischen Symptomen und Laborwerten einer Hyperthyreose wollte nicht recht auf die thyreostatische Therapie ansprechen. Wie sich später herausstellte, lag sein Problem auch nicht in der Schilddrüse, sondern ganz woanders.

Der 29-jährige Patient zeigte 1998 erstmals die Symptome einer Hyperthyreose mit einem supprimierten TSH-Wert. Eine Therapie mit 20 mg/d Carbimazol wurde begonnen und wieder abgesetzt, ohne dass die Symptome wesentlich gebessert waren. In den folgenden sechs Monaten blieben die Schilddrüsenfunktions-Parameter aber im Normbereich, so dass eine leichte transitorische Thyreoiditis diagnostiziert wurde. Nach diesem Zeitraum entwickelte der Patient eine ausgeprägte Hyperthyreose mit fast vollständig supprimierten TSH-Werten. Kurz vor Beginn einer geplanten Radiojodtherapie fiel dem Patienten ein harter Knoten in seinem Hoden auf, der die Diagnostik in eine neue Richtung lenkte. Tatsächlich fand man stark erhöhte b-HCG-Spiegel und die histologische Untersuchung des entfernten Hodens ergab einen b-HCG-sezernierenden Keimzelltumor. Postoperativ normalisierten sich die Schilddrüsenwerte ohne weitere Therapie. Erklärt wird das 1994 erstmals beschriebene Krankheitsbild durch eine Kreuzreaktion von b-HCG und TSH am Schilddrüsenrezeptor.

Quelle: Chowdhury, TA: A toxic testicle, Zeitschrift: THE LANCET, Ausgabe 355 (2000), Seiten: 2046

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