Soziale Angst

Praxis-Depesche 16/2005

Beeinträchtigung Betroffener stark unterschätzt

Die "Soziale Phobie", die durch Furcht vor peinlichen und demütigenden Erlebnissen gekennzeichnet ist, wurde erst in jüngster Zeit in ICD-10 und DSM-IV aufgenommen. Da soziale Ängste immer noch nicht ausreichend beachtet und erforscht werden, hat man in Niedersachsen ihre Häufigkeit und Ausprägung bei Klinik-Patienten mit psychischen Erkrankungen genauer untersucht.

Bei 930 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 33,8 Jahren die einer stationären psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlung bedurften, wurden u. a. mit SIAS (Social Interaction Anxiety Scale), SPS (Social Phobia Scale), Unsicherheitsfragebogen und BDI (Beck's Depression Inventory) bei 45% soziale Ängste festgestellt. Diese Patienten waren häufiger suizidal und selbstverletzend als Probanden ohne soziale Angst und wiesen mehr psychiatrische Diagnosen auf (im Schnitt 3,3) als nicht ängstliche Patienten (2,8). Der weitere Vergleich beider Gruppen zeigte, dass sozial ängstliche Patienten in allen möglichen Lebensbereichen signifikant stärker beeinträchtigt und signifikant depressiver waren. Auch ihre Lebenszufriedenheit war deutlich eingeschränkt.

Quelle: Dally, A: Soziale Ängste in einer klinischen Population, Zeitschrift: PSYCHOTHERAPIE, PSYCHOSOMATIK, MEDIZINISCHE PSYCHOLOGIE, Ausgabe 55 (2005), Seiten: 169-176

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x