Frühere Feinstaubbelastung und aktuelle Angststörung

Praxis-Depesche 12/2015

Besteht ein Zusammenhang?

Toxikologische Analysen deuten darauf hin, dass Feinstaubbelastung eine Angststörung auslösen oder auch verstärken kann. Eine aktuelle Studie ergänzt die Evidenz.

Für die Untersuchung wurden die Daten von 71 271 Frauen (57 bis 85 Jahre) aus der Nurses Health Study verwendet. Aufgrund der früheren Wohnsitze der Frauen wurde die Feinstaubbelastung der Frauen ein, drei, sechs und zwölf Monate sowie 15 Jahre vor der Angststörungsdiagnose ermittelt.
Bei 15% der Frauen wurde mittels der Phobie/ Angst-Subskala des Crown-Crisp-Index eine starke Angststörung (≥6 Punkte) diagnostiziert. Außerdem war zu verschiedenen Messzeitpunkten bei steigender Feinstaubbelas tung (Teilchendurchmesser <2,5 μm) eine signifikante Erhöhung der Wahrscheinlichkeit für eine erhebliche Angststörung festzustellen. So betrug die Odds ratio (OR) beispielsweise einen Monat vor Diagnose pro Erhöhung der Exposition (Partikel < 2,5 μm) um 10 μg/m3 1,12 und zwölf Monate vorher 1,15. Berechnungen ergaben, dass die kürzer zurückliegende Feinstaubbelastung eine erheblich größere Rolle spielte als die länger zurückliegende Exposition. Keinen Zusammenhang ergab sich für die Feinstaubbelastung mit größeren Partikeln und einer Angststörung. Dies traf auch auf Hauptverkehrsstraßen zu.
Die Autoren betonen, dass diese Beobachtungsstudie nicht unbedingt als Hinweis darauf gewertet werden kann, dass Feinstaubexposition zu Angststörungen führt. Denn auch andere Ursachen wie erheblicher Stress können als Angstursache fungieren. Hier sind noch weitere Untersuchungen notwendig. Im Mittelpunkt sollten dabei vor allem die Auswirkungen einer Reduktion der Feinstaubbelastung auf die Entwicklung klinisch relevanter Angststörungen stehen. GS
Quelle:

Power MC et al.: The relation between past exposure to fine particulate air pollution and prevalent anxiety: observational cohort study. BMJ 2015; 350: h1111 (doi:10.1136/bmj.h1111)

ICD-Codes: F32

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