Hohes Spar-Potenzial, aber off-label

Praxis-Depesche 5/2016

Billig-Leistenbruch-OP mit Moskitonetz

Nicht alle Länder dieser Erde verfügen über vergleichbar gute finanzielle Ressourcen in ihrem Gesundheitswesen wie westliche Staaten. Uganda gilt diesbezüglich als eines der ärmsten Länder. Hier wurde untersucht, ob man Leistenbrüche auch mit einem herkömmlichen und güns tigen Moskitonetz operativ versorgen kann.

302 Patienten mit einer primären, einseitigen und reponierbaren Hernia inguinalis wurden für diese Untersuchung randomisiert: Entweder erhielten sie eine Operation nach Lichtenstein (anteriore Leistenbruch-OP mit Netzaugmentation) in Lokalanästhesie unter Verwendung eines herkömmlichen kommerziell verfügbaren Netzimplantates (100% Polypropylen). Oder man versorgte die Patienten anstelle des Medizinproduktes mit einem aufbereiteten normalen Moskitonetz (100% Polyethylen). Dieses wurde von den OP-Schwestern in 10 x 15 cm Stücke geschnitten, gewaschen und bei 121°C für 20 Minuten autoklaviert. Die Operationen wurden in standardisierter Technik und mit Antibiose-Prophylaxe durchgeführt.
Bei den Nachuntersuchungen nach einem Jahr, an denen 95,6% der Patienten teilnahmen, zeigte sich, dass es durch die Moskitonetz-Implantation zu keinen Nachteilen gekommen war. Die Rezidivrate lag in beiden Gruppen bei 0,7%. Auch postoperative Komplikationen waren mit Moskitonetz nicht häufiger als mit dem spezifischen Hernie nnetz: 30,8 vs. 29,7% (keine Unterschiede bei Hämatom, Infektion, Serom, Wundheilungsstörung, schwerer Schmerz).
Das Moskitonetz kostete weniger als 1 US$, während für das medizinische Implantat 125 US$ fällig wurden. CB
Quelle:

Löfgren J et al.: A randomized trial of low-cost mesh in groin hernia repair. N Engl J Med 2016; 374: 146-53

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