Praxis-Depesche 21/2003

Bösartige Neubildungen der Haut sind nach Organtransplantation häufig

Bösartige Neubildungen der Haut gehören zu den häufigsten Malignomen nach Organtransplantation. Sie sind bedingt durch die lebenslange Immunsupppression.

Plattenepithelkarzinome und Basaliome sind mit 90% am häufigsten und treten in Abhängigkeit von der Dauer der Immunsuppression bei mehr als 50% der Transplantierten auf. Je älter der Patient zum Zeitpunkt der Transplantation ist, desto rascher treten sie auf; bei über 60-jährigen Organempfängern bereits nach durchschnittlich drei Jahren. Der Schweregrad dieser besonders aggressiven Tumore wird durch die Zahl der Einzeltumoren, die zu 80% am Kopf und bevorzugt an sonnenexponierter Haut, auftreten, bestimmt. Sie entwickeln sich zusammen mit multiplen Warzen, Keratosen und Morbus Bowen, mit denen sie leicht verwechselt werden können. Ein weiterer Risikofaktor ist das Humane Papillomavirus (HPV) und bestimmte genetische Polymorphismen, beispielsweise des Tumorsuppressor-Gens p53. Malignome der Anogenitalregion treten bei Transplantierten 30- bis 100-mal häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung, die Inzidenz des Kaposi-Sarkoms ist bis zu 500-mal höher und pathogenetisch durch das humane Herpesvirus 8 (HHV-8) bedingt. Melanome treten, besonders bei hellhäutigen Patienten und Kindern, etwa dreimal häufiger als bei Nicht-Transplantierten auf. Dagegen sind neuroendokrine Hautkarzinome (Merkelzell-Karzinom) eine Rarität. Kutane Lymphome werden bei ca. 5% aller Transplantierten beobachtet. Verdächtige Hautareale sind bei transplantierten Patienten primär immer als maligne zu betrachten und zu exzidieren bzw. operieren; auch muss oft die immunsuppressive Therapie heruntergefahren werden. Zur Prävention sind akribischer Sonnenschutz und regelmäßige dermatologische Kontrollen notwendig. (Ko)

Quelle: Euvrard, S: Skin cancers after organ transplantation, Zeitschrift: NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE, Ausgabe 348 (2003), Seiten: 1681-1691

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